Inschriften
Fragmente von 4 beschrifteten Sitzsteinen stammen aus dem Schutt des Amphitheaters:
CIL XIII 3708:
locus [ // iuven(um) [
Literatur: F. Hettner, Katalog Steindenkmäler (Trier 1893) 9 Nr. 13-14; P. Ginestet, Les organisations de la jeunesse dans l'occident romain (Brüssel 1991) Nr. 206; C. Vismara - M. Letizia Caldelli, Epigrafia anfiteatrale dell'Occidente Romano. V, Alpes Maritimae, Gallia Narbonensis, Tres Galliae, Germaniae, Britannia (Rom 2000) 81,1; H.-P. Kuhnen, Leben und Sterben im Spiegel der Ausgrabungen, in: ders. (Hrsg.), Morituri. Menschenopfer, Todgeweihte, Strafgerichte, Katalog der Austellung 13. Mai-5. November 2000, Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier, 17 (Trier 2000) 122 Abb. 23; T. Jones, Pre-Augustan Seating in Italy and the West, in: T. Wilmott (Hrsg.), Roman Amphitheatres and spectacula: a 21st-Century Perspective, Papers from an international conference held at Chester, 16th-18th February, 2007, BAR Int. Ser. 1946 (Oxford 2009) 127-139.
CIL XIII 11330; EAOR V 81,4:
locus A[ // VINII[
CIL XIII 11331; EAOR V 81,2:
[Locus ---]cioniis [
Weihaltar für den Genius arenariorum; CIL XIII 3641; ILS 7059:
In h(onorem) d(omus) d(ivinae)
Genio aren[a]-
riorum con-
sistentium
col(onia) Aug(usta) Tre(verorum)
Axsillius Av-
itus sive Sa-
cruna
d(onum) d(edit)
Literatur: EAOR V 84; CSIR-D IV 3,90.
Beschreibung
Das Trierer Amphitheater liegt am Ende des Decumanus Maximus. Durch stratigraphischen Befund ist geklärt, dass es nicht vor dem späten 2. Jh. n.Chr. erbaut worden sein kann. Spätere Ausbauten fanden statt und die Anlage wurde in der Spätantike in die römische Stadtmauer von Trier integriert.
Die Zuschauerränge bestehen aus Erdanschüttungen, die durch konzentrisch verlaufende Mauern stabilisiert wurden: Bekannt sind solche innen und außen, zu vermuten aber auch im Innern des Erdwalls. Ebenfalls möchte man einen oberen gemauerten Umgang annehmen, auf dem Sonnensegel gesetzt werden konnten, wenn man dies denn in unseren Breiten für erforderlich hielt.
Die Zugänge waren zwischen jenen für die Akteure und jenen für die Zuschauer streng getrennt. Erstere betraten die Arena direkt durch die großen axial gelegenen Nord- und Südtore, während die Zuschauer durch die beidseits parallel dazu verlaufenden Vomitorien und zwei weitere von Westen kommende einen inneren Umgang erreichten, von dem aus sie zu den Zuschauerrängen emporsteigen konnten. In die innere Umfassungsmauer der Arena waren verschließbare Käfige eingelassen, die gelegentlich auf antiken Darstellungen von Arenen wiedergegeben sind. Sie stellen hier Teil einer späteren Ausbauphase dar.
Der Boden der Arena, also der eigentlichen ellipsoiden Spielfläche, stellte sich bei den Ausgrabungen der Jahre 1908-1909 als eine Felsfläche mit zahlreichen künstlichen Eintiefungen dar, der Zweck im Einzelnen nicht mehr erkennbar war. Der Rand der Arena ist von einem 80 cm tiefen Entwässerungsgraben entlang der Umfassungsmauer der Arena umgeben, dem 2 m nach innen ein weiterer kleinerer Graben folgt. Dieser wird als Lager einer innerer Holzpalisade gesehen.
Die Umrandungsmauer der Arena war mit wasserdichtem Mörtel verputzt. Dieser an jener Stelle ungewöhnliche Baubefund legt zusammen mit den umfangreichen Abwasserkanälen die Vermutung nahe, dass auch die Trierer Arena geflutet werden konnte, um Wasserspiele realisieren zu können. Hierzu können Wasserbauten im nordöstlichen Vorfeld der Arena gedient haben, die 1996/97 ergraben werden konnten, wo man die nötige Bevorratung bewerkstelligen konnte.
Im erst im späten 3. Jh. angelegten Keller der Arena fanden sich Reste hölzerner Balken, die zu seiner Überdeckung und einer Bühnenmaschinerie gehörten; von letzterer ist soviel erkennbar geblieben, dass man mit einer Drehspindel eine Bühne hochheben und dann in der Arena neue Kulissen aus dem Erdreich entstehen lassen konnte. Sie lassen sich dendrchronologisch um das Jahr 298 ( ± 8 Jahre) datieren. Die hier deutlich werdenden aufwändigen Maßnahmen lassen sich vor dem Hintergrund verstehen, dass Trier im Jahre 293 von Constantius I. zur kaiserlichen Residenz erwählt worden war.
Literatur
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Hans Peter Kuhnen, Amphitheater im Fokus: Die Trierer Arena im Lichte aktueller Forschung: Das Amphitheater Trier im Spiegel der Ausgrabungen 1816-2003: Fragen und Ergebnisse, Kurtrierisches Jahrbuch 53, 2013, 35-49.
Hans Peter Kuhnen, Amphitheater Trier, I: Ausgrabungen und Forschungen 1816-1996: mit Auszügen aus Skizzenbüchern und Grabungsakten der Jahre 1816-1996, Archäologie aus Rheinland-Pfalz, 2 (Rahden 2017)
Korana Deppmeyer, Brüche, Transformationen, Kontinuitäten - Trierer Großbauten im 5. Jahrhundert, in: Der Untergang des römischen Reiches - Begleitband zur Ausstellung, Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier Nr. 44 (Trier 2022) 223-224.
weblinks:
Ausstattung
Weihinschrift für Diana; CIL XIII 11,311 (Bild):
In h(onorem) d(omus) d(ivinae) dea(e) Dia-
na(e) Numini Sanc-
tissimo Anulin-
us Polibius nu-
m(m)ularius s(acrae) m(onetae) Au[g(usti)]
n(ostri) ex voto posui[t]
v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)
Literatur: W. Binsfeld - K. Goethert-Polaschek - L. Schwinden, Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier, 1. Triere Grabungen und Forschungen 12,1 (Mainz 1988) Nr. 48 Taf. 12; F. Unruh, Religion, Strafe und Rausch im Amphitheater, in: H.-P. Kuhnen (Hersg.), Morituri. Menschenopfer - Todgeweihte - Strafgerichte, Begleitbuch der Ausstellung 13. Mai-5. November 2000, Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 17 (Trier 2000) 75 f. Abb. 2.
Funde
Fluchtäfelchen
Veranstaltungen
Siegesfeiern Kaiser Konstantins in Trier
Festrede zu Ehren Kaiser Konstantins im Jahre 310; Panegyrici latini VI/VII 12,3:
Caesi igitur innumerabiles, capti plurimi; quidquid fuit pecoris raptum aut trucidatum est. vici omnes igne consumpti. puberes quid in manus venerunt, quorum nec perfidia erat apta militiae nec ferocia servituti, ad poenas spectaculo dati saevientes bestias multitudine sua fatigarunt.
„Waffenfähige (Franken), die in Gefangenschaft geraten waren und wegen ihrer Treulosigkeit nicht für den Krieg, wegen ihres Trotzes auch nicht zum Dienen geeignet waren, wurden zur Rache in einem großen Schauspiel den wütenden Bestien der Arena vorgeworfen, die selbst ob dieser Menge ermüdeten."
Lit.: B. Müller-Rettig, Der Panegyricus des Jahres 310 auf Konstantin den Großen, Palingenesia 31 (Stuttgart 1990) 178; R.A.B. Mynors - C.E.V. Nixon - B. Saylor Rogers, In Praise of the Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini (Berkeley - Oxford 1994) 235; B. Müller-Rettig, Panegyrici Latini. Lobreden auf römische Kaiser, I, Von Diokletian bis Konstantin (Darmstadt 2008) 139; J. Wienand, Der Kaiser als Sieger. Metamorphosen triumphaler Herrschaft unter Constantin I., Klio Beih. 19 (Berlin 2012) 143 ff.
ludi francici
Eutropius X 3 (latein. Text und deutsche Übersetzung):
„So befestigte sich die Macht des Maxentius und sein Platz auf den Thron war gesichert. Severus floh und wurde zu Ravenna ermordet. Herculius Maximianus machte inzwischen Anstalten, in einer Heeresversammlung seinen Sohn des Purpurs zu berauben, zog sich aber bloß einen Aufstand und Beschimpfungen zu. Hierauf reiste er nach Gallien unter dem listig ausgedachten Vorwand, als wäre er von seinem Sohn vertrieben worden und wolle nun mit seinem Schwiegersohn Constantinus gemeinsame Sache machen. Inzwischen ging er insgeheim damit um, Constantinus, dessen Regierung in Gallien sowohl bei den Soldaten als auch bei den Einwohnern sehr beliebt war, bei Gelegenheit aus der Welt zu schaffen. Er hatte die Franken und Alamannen vollständig geschlagen und ihre Könige gefangen genommen, die er bei glänzenden Schauspielen, die nach dem Krieg gegeben wurden, wilden Tieren preisgab. Die bösartigen Pläne des Herculius wurden aber nun durch seine Tochter Fausta, die ihrem Gemahl Anzeige davon machte, entdeckt, woraufhin er entfloh, aber in Massilia (Marseille), wo er sich zu seinem Sohn einzuschiffen gedachte, eingeholt wurde und durch seinen Untergang die verdiente Strafe erhielt. Ihm war ein Hang zu jeder Härte und Grausamkeit eigen: er war wortbrüchig, eigensinnig, widerwärtig und menschenfeindlich und jede Umgänglichkeit war ihm fremd."
Literatur: T.D. Barnes, The new Empire of Diocletian and Constantine (Cambridge - London 1982) 70 f.; H. Heinen, Trier und das Trevererland in römischer Zeit, 2000 Jahre Trier, 1 (Trier 1985) 225. 229; Trier. Kaiserresidenz und Bischofsstadt. Die Stadt Trier in spätantiker und frühchristlicher Zeit (Mainz 1984) 173 f. Nr. 67.
Festrede am Geburtstag der Stadt Trier im Jahre 313, gehalten möglicherweise am 1. August, zu Ehren Kaiser Konstantins; Panegyrici latini, ed. Baehrens, XII 23,3:
Nam quid hoc triumpho pulchrius, quo caedibus hostium utitur etiam ad nostrum omnium voluptatem, et pompam munerum de reliquiis barbaricae cladis exaggerat? tantam captivorum multitudinem bestiis occidit, ut ingrati et perfidi non minus doloris ex ludibrio sui quam ex ipsa morte patiantur.
„Denn was ist prächtiger als dieser Triumph, bei dem er die Vernichtung der Feinde zu einem Vergnügen für uns alle gestaltete und zu einem Aufzug von Festspielen mit den Überlebenden aus der Niederlage der Barbaren steigerte. Eine derart große Menge von Gefangenen warf er den Tieren vor, dass die Verhaßten und Treulosen nicht weniger Schmerz aus der Entehrung wie aus dem Tode selbst erduldeten."
Lit.: R.A.B. Mynors - C.E.V. Nixon - B. Saylor Rogers, In Praise of the Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini (Berkeley - Oxford 1994) 288-293. 329; F. Unruh, Religion, Strafe und Rausch im Amphitheater, in: H.-P. Kuhnen (Hrsg.), Morituri. Menschenopfer - Todgeweihte - Strafgerichte, Begleitbuch der Ausstellung 13. Mai-5. November 2000, Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 17 (Trier 2000) 102; B. Müller-Rettig, Panegyrici Latini. Lobreden auf römische Kaiser, I, Von Diokletian bis Konstantin (Darmstadt 2008) 211; J. Wienand, Der Kaiser als Sieger. Metamorphosen triumphaler Herrschaft unter Constantin I., Klio Beih. 19 (Berlin 2012) 199 ff.; A. Puk, Das römische Spielewesen in der Spätantike, Millennium-Studien, 48 (Berlin - Boston 2014) 259.
Im Kalender des Philocalus aus dem Jahre 354 werden alljährlich vom 15.-20 Juli abgehaltene Spiele - bestehend aus ludi und ludi circenses - unter dem namen ludi francici verzeichnet. Sie sind vermutlich nach einem Sieg über die Franken so genannt worden, doch ist unklar, auf welchen der Siege sie sich bezogen haben. Man darf davon ausgehen, dass die Spiele nicht allein in Rom, sondern auch in anderen Städten des Reiches und sicherlich auch in Trier abgehalten wurden:
Kalender des Philocalus, CIL I 12 p. 268.
Lit.: A. Degrassi, Inscriptiones Italiae, XIII - Fasti et Elogia, fasc. II - Fasti anni Numani et Ivliani accedunt ferialia, menologia rustica, parapegmata (Rom 1963) 483; Trier. Kaiserresidenz und Bischofsstadt. Die Stadt Trier in spätantiker und frühchristlicher Zeit (Mainz 1984) 173 ff.; M.R. Salzmann, On Roman time. The codex-calendar of 354 and the rhythms of urban life in late antiquity (Berkeley - Oxford 1990) 137-138; Peter Herz, Neue Forschungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit, in: H. Cancik - Konrad Hitzl (Hrsg.), die Praxix der Herrscherverehrung in Rom und seinen Provinzen (Tübingen 2003) 56-57 Anm. 33.