Weißenthurm, Malereifragmente von der Darstellung eines Zirkusrennens: Rechts erkennt man den Fahrer der "Blauen Partei" mit erhobenem rechten Oberarm und der vor den Unterleib gehaltenen linken Hand, links von ihm das Hinterteil des braunen Pferdes mit zusammengebundenem Schweif, das seinen Wagen zieht. Zwischen beiden der goldgelbe Griff seines Dolches und die Spitze seiner Peitsche (Photo: R. Gogräfe).

Vor dem Bau des Kernkraftwerkes Mülheim-Kärlich wurde die Töpfersiedlung Weißenthurm "Am Guten Mann" bei Urmitz untersucht. In verschiedenen Kellern und weiteren Befunden kamen überraschend umfangreiche und hochwertige Wand- und Deckenmalereien zutage, darunter auch der unten aufgeführte Fund.

Szene einer venatio und von Gladiatorenkämpfen; FO: Weißenthurm, Keller I; AO: GDKE Rheinland-Pfalz, Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz:

Aus Keller I wurden zahlreiche Fragmente annähernd lebensgroßer figürlicher Darstellungen einer Wandmalerei geborgen. Zum überwiegenden Teil haben sich Reste eines Rennens im Zirkus erhalten. Einige Bruchstücke stellen jedoch den Körper eines Stieres dar, der in diesem Zusammenhang nur von einer Öffnet internen Link im aktuellen FensterJagdszene in der Arena stammen kann. Ob die erhaltenen Fragmente alle von einem einzigen Stier stammen, ist eher fraglich, lieber möchte man sie auf zwei Tiere verteilen. Weitere Malereien gehören zu einem Öffnet internen Link im aktuellen FensterRetiarier, dessen Wiedergabe eine entsprechende Kampfszene nach sich zieht.

Der sozialgeschichtliche Kontext des Fundes überrascht zunächst, sieht man die Siedlung in der Forschunge doch vor allem als Produktionsstätte der "Urmitzer Ware" und bezeichnet sie daher als "Industriesiedlung" und ähnlich. Die Funde bemalten Verputzes im Allgemeinen aus Weißenthurm wie auch dieser Komplex im Besonderen werfen aber einen Blick auf das Wohnniveau der Siedlung, das beachtlich gewesen sein muss. Aus welchen Gründen ein Ereigniszyklus aus Arena- und Zirkusspielen kommemoriert wurde, kann höchstens vermutet werden.

Literatur: R. Gogräfe, Die römischen Wand- und Deckenmalereien im nördlichen Obergermanien, Archäologische Forschungen in der Pfalz, 2 (Neustadt a.d.W. 1999) 491 Nr. 14 Abb. 100. Zur Siedlung: H. Eiden, Zehn Jahre Ausgrabungen an Mittelrhein und Mosel (Koblenz 1976) 60 ff.; H. Eiden, Ausgrabungen an Mittelrhein und Mosel 1963–1976. Trierer Zeitschr. Beiheft 6 (Trier 1982) 170 ff.