Tusculum
Beschreibung
Literatur
L. Canina, Descrizione dell'antico Tusculo (Rom 1841) Taf. XXII. XXIII.
J.Cl. Golvin, L'amphithéâtre romain. Essai sur la théorisation de sa forme et de ses fonctions, I-II (Paris 1988) 209. 217. 222 Taf. XXI 3.
L. Quilici - S. Quilici-Gigli, Monumenti di Tusculum. L’anfiteatro, in: B. Magnusson u.a. (Hrsg.), Ultra Terminum Vagari: scritti in onore di Carl Nylander (Rom 1997) 241-251.
G. Tosi, Gli edifici per spettacoli nell’Italia romana (Rom 2003) 95 f. Taf. II 99-104.
Veranstaltungen
Darstellungen
Gladiatorenmosaik; FO: Tenuta di Torenuova; AO: Rom, Museo della Villa Borghese; CIL VI 10206:
Das sehr bekannte Mosaik wurde 1834 unterhalb von Tusculum in der Kryptoporticus einer Villa gefunden. Damals waren 140 palmi, was etwa 31,36 m entspricht, erhalten, ein Drittel der antiken Substanz fehlte bereits. Heute sind noch 27,9 m Länge vorhanden.
Nach Canina war das Mosaik bereits ursprünglich in 5 Felder eingeteilt gewesen. Für die Museumsausstellung und um gleichmäßige 5 Panneaus zu erhalten setzte man die Figuren mitunter neu zusammen, so dass die heutige Zusammensetzung die antike Komposition mehr oder minder stark verändert wiedergibt.
Das großartige Mosaik reflektiert ganz sicherlich die Veranstaltungen im Kolosseum von Rom, weniger wird man an einen lokalen Reflex der Kämpfe in der Arena in Tusulum denken.
Feld A, Tierkämpfe
Im rechten Teil des Feldes sieht man 2 venatores gegen einen mächtigen Stier, gegen einen aufspringenden Löwen, einen verendenden Damhirsch, gegen eine Antilope und einen Straußen kämpfen. Im linken Teil drückt ein Stierkämpfer einen Stier an den Hörnern nieder, daneben liegen getötete Gladiatoren am Boden.
Inschrift:
Sabatius
Feld B, Tierkämpfe
Feld in 2 Registern: unten töten 2 venatores je einen sich aufbäumenden Leoparden mit einem Speer, dazwischen liegt ein bereits getöteter Leopard, rechts folgt ein kleiner sich umwendender Leopard. Oben liegen drei weitere getötete Leoparden, links davon sieht man die Beine eines stehenden.
Inschrift:
Melitio
Feld C, Gladiatoren- und Tierkämpfe
Die rechte Hälfte des Feldes zeigt zwei Kämpfe gegen Tiere und schloß wohl an Feld B an. Unten stößt der venator Serpentius wiederum einem anstürmenden Leoparden den Speer in den Hals, aus dem sich bereits ein dicker Blutstrom ergießt. Rechts über ihm stößt von links oben ein weiterer venator einem schon am Boden liegendemLeoparden erneut einen Speer in den Rücken.
Rechts daneben steht ein Hoplomachos mit Visierhelm, gepanzertem rechten Arm und gepanzertem linken Bein. Er ist stark ergänzt und seine Position an dieser Stelle ist fragwürdig; zu ihm gehört die Beischrift [---]us vic(it), er war also der Sieger. Ebenso verhält es sich mit der Position des oberhalb von ihm liegenden Callimorfus, der in der Forschung auch als laquearius angesprochen wurde, während Junkelmann alle Gladiatoren als Retiarier und Sekutoren deutet. Über ihm steht eine auffällig kleine Figur mit der Beischrift Ideus r(e)t(iarius): vermutlich die Figur eines Tagessiegers.
Links folgt die Gruppe des siegreichen Retiariers Alumnus neben dem unter seinem Schild am Boden liegenden secutors Mazicinus, dessen Kopf in einer Blutlache liegt.
Am linken Rand steht ein mit dem Dolch ausholender secutor mit der Beischrift [---]us vic(it), vor dem ein herabgefallener und nicht richtig zusammengesetzter Dreizack von einem Retiarier liegt.
Inschriften:
Serpeneus
Callimorfus
[---]us vic(it)
Alumnus vic(it)
Ideus r(e)t(iarius)
Mazicinus
[---]us vic(it)
Feld D, Gladiatorenkämpfe
Die linke Hälfte des Feldes ist die besser erhaltene: Dort steht der secutor Talamonius neben dem bereits am Boden liegenden und getötenen Retiarier Aureus. Darüber kniet der siegreiche secutor Bellerofons über dem schon am Boden liegenden retiarius Cupido und holt zum tödlichen Stoß mit dem Kurzschwert aus. In der Mitte des Bildes kniet im siegreichen Gestus der retiarius Meleager mit dem Schwert in seiner ausgestreckten Rechten und scheint auf ein Signal zu warten , den rechts von ihm liegenden secutor zu töten oder zu verschonen. Rechts von diesem folgt erneut eine der maßstäblich sehr klein angegebenen Figuren, hier steht ein Reiter namens Eliacer vor seinem Pferd: Wiederum wird hier die Darstellung einer Siegerfigur vorliegen. Am rechten Felderrand folgt der stehende Pampineus, ein secutor in seiner schweren Ausrüstungsvariante mit großem Schild, Dolch, mit Schuppenpanzer geschütztem rechtem Arm und 2 mit Beinschienen geschützten Knien. Hinter seinem Dolch ist der Zipfel einer Rüstung von einem ehemals links neben ihm dargestellten Gladiator sichtbar.
Inschriften:
Pampineus
Eliacer
Melea[ger(?)]
Aureus
Cupido
Bellerefons
Talamonius
PI
Feld E, Gladiatorenkämpfe
Von links nach rechts: Der siegreiche retiarius Licentiosus steht über einem am Boden liegenden secutor, darunter eine kleine Siegerfigur der Gattung der Retiarier. In der Mitte schlägt der mit seinem unförmig großen Oberkörper dargestellte Gladiator Purpureus den secutor Entinus oder Bacchibus in den Rücken. Darüber steht die Siegerfigur des Astacius. Weiter folgt der am Boden liegende Astivus, auf den der über ihm sichtbare retiarius Astacius einsticht. Unter ihm ist ein schräg nach oben verlaufender Bodenstreifen sichtbar, der urpsrünglich horizontal verlaufen sein könnte, so dass diese Zweiergruppe zu drehen sein dürfte. Rechts folgt die Siegerfigur de Iaculator, unter ihm bricht ein Retiarier namens Rodan-(???) zusammen, dem eine weitere Figur folgte, von welcher allein der rechte Unterarm erhalten blieb.
Inschriften:
Licentiosus
Purpureus Entinus Bacc(h)ibus
Astacius
Astacius
Astivus
Iaculator
Rodan[---]
Literatur: Canina, Bull. Inst. 1843, 193 ff.; W. Henzen, Explicatio musivi in Villa Burghesiana asservati (Rom 1845) = Diss. Pontif. Accad. 12 (1852) 73 ff.; M.E. Blake, Mosaics of the Late Empire in Rome and vicinity, MAAR 17, 1940, Taf. 30; J. Aymard, Essai sur les chasses romains 313 Taf. 16; C.C. van Essen, Mededelingen van het Nederlands Instituut te Rome 1954, 91; L. Rocchetti, Il mosaico con scene d’arena al Museo Borghese, Rivista dell'istituto nazionale d'archeologia e storia dell'arte 10, 1961, 79 ff.; W. Helbig, Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom, II (Tübingen 19664) 711- Nr. 1951 (K. Parlasca); J.-P. Darmon, Mosaïques d'amphithéâtres en Occident, in: C. Domergue - Chr. Landes - J.-P. Pailler (Hrsg.), Spectacula I, Gladiateurs et amphithéâtres, Actes du colloque tenu à Toulouse et à Lattes les 26, 27, 28 et 29 mai 1987 (Lattes 1990) 147-149; M. Junkelmann, Das Spiel mit dem Tod. So kämpften Roms Gladiatoren (Mainz 2000) 144 Abb. 228-230; P. Dinzelbacher - W. Heinz, Europa in der Spätantike, 300-600. Eine Kultur- und Mentalitätsgeschichte (Darmstadt 2007) 132 Abb. (Feld E); 172 Abb. (Feld B).