Pompeji, Amphitheater (Photo: Heinz-Josef Lücking, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de).
Pompeji, Ansicht des Amphitheaters aus dem Jahre 1889.
Pompeji, Amphitheater (Photo: R. Gogräfe, 1977).

Inschriften

Bauinschrift des C. Quinctius Valgus und des M. Porcius; CIL X 852 = CIL I 1632 = ILS 5627:

C(aius) Quinctius C(ai) f(ilius) Valgus
M(arcus) Porcius M(arci) f(ilius) duovir(i)
quinq(uennales) coloniai honoris
caussa spectacula de sua
peq(unia) fac(iunda) coer(averunt) et coloneis
locum in perpetuom deder(unt)

„C. Quinctius Valgus, Sohn des Caius, (und) Marcus Porcius, Sohn des Marcus, Duumviri (und) Quinquennalen der Kolonie ehrenhalber, haben mit ihrem eigenen Geld den Bau des Spectaculums (d.i. das Amphitheater) ausführen lassen und den Ort den Bewohnern der Kolonie für immer übergeben.”

Der Text der Inschrift ist in zwei Exemplaren über den Eingängen der Längsachse des Amphitheaters verbaut. Die beiden Quinquennalen Öffnet externen Link in neuem FensterC. Quinctius Valgus und Öffnet externen Link in neuem FensterMarcus Porcius sind bereits als Stifter des Öffnet internen Link im aktuellen FensterOdeum in Pompeji bekannt, wo sie als Öffnet internen Link im aktuellen FensterDuumviri und noch nicht als Quinquennalen auftraten. Hieraus geht die etwas frühere Entstehung des Odeums hervor. Beides geschah kurz nach 80 v.Chr. als Pompeji sullanische Veteranenkolonie geworden war und auf die Übergabe des Baues gerade an die Kolonisten und nicht an die Alteinwohner wird expressis verbis hingewiesen. Etwas später, im Jahre 44 v.Chr., wurde in der lex coloniae Genetivae der spanischen Kolonie Urso bestimmt, dass jeder Duumvir 2.000 Sesterzen seines eigenen Vermögens für die Veranstaltung von Bühnenspielen oder Gladiatorenkämpfen zu Ehren der höchsten römischen Götter, der Trias Jupiter-Juno-Minerva auszugeben habe. In beidem drückt sich die große Wichtigkeit von Gladiatorenveranstaltungen im Leben einer colonia aus, in Pompeji die Errichtung eines ganzen Baues wohl als freiwillige Leistung, in Urso die Veranstaltung von Spielen als Verpflichtung.

Literatur: H. Dessau, C. Quinctius Valgus, der Erbauer des Amphitheaters zu Pompeii, Hermes 18/4, 1883, 620-622 (Öffnet externen Link in neuem FensterJSTOR); A. Degrassi, Inscriptiones Latinae Liberae Rei Publicae (Florenz 1965) 645; M. Horster, Bauinschriften römischer Kaiser, Historia Einzelschriften, 157 (Stuttgart 2001) 129; K.E. Welch, The Roman Amphitheatre. From its origins to the Colosseum (Cambridge 2007) 76 f. Abb. 44; Öffnet externen Link in neuem FensterN. Monteix, Espace commercial et puissance publique à Pompéi, in: A. Dardenay - E. Rosso (Hrsg.), Dialogues entre sphère publique et sphère privée dans l'espace de la cité romaine, Vecteurs, acteurs, significations, Ausonius Scripta antiqua, 56 (Paris - Bordeaux 2013) 175.

 

 

CIL X 853; Bauinschrift von der Travertinbekrönung der Arenabrüstung:
Mag(istri) pag(i) Aug(usti) f(elicia) s(uburbani) pro lud(is) ex d(ecreto) d(ecurionum)

„Die Magister der Vorstadt Augusta Felix an Stelle von Spielen auf Beschluss der Dekurionen."

Diese und die folgenden Bauinschriften zeigen, dass die Sitzplätze des Amphitheaters erst nach und nach in Stein ausgebaut wurden und ursprünglich aus Holz waren.

Literatur: J. Overbeck - A. Mau, Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken (Leipzig 1884; ND Rom 1968) 113 f.; 186; Pompei. Pitture e mosaici, La documentazione nell’opera di disegnatori e pittori die secoli XVIII e XIX (Rom 1995) 107 Abb. 46.

CIL X 854; Bauinschrift von der Travertinbekrönung der Arenabrüstung:

T(itus) Atullius C(ai) f(ilius) Celer IIv(ir) pro lud(is) LV cun(eum) f(aciendum) c(uravit) ex d(ecreto) d(ecurionum)

„Titus Atellius Celer, Sohn des Gaius, Duovir, hat auf Beschluss der Dekurionen dafür gesorgt, dass an Stelle von Spielen 55 cunei gebaut werden."

Lit.: G. Chamberland, La mémoire des spectacles: l'autorepresentation des donateurs, in: L'organisation des spectacles dans le monde Romanisation, huit exposés suivis de discussions: Vandoeuvres - Genève, 22 - 26 août 2011 - Entretiens sur l'antiquité classique, LVIII (Genf 2011) 275 mit anderer Lesung!

CIL X 855; Bauinschrift von der Travertinbekrönung der Arenabrüstung:

L(ucius) Saginius IIvir i(ure) d(icundo) pr(o) lu(dis) LV ex d(ecreto) d(ecurionum) cun(eum)

Lit.: Pompei. Pitture e mosaici, La documentazione nell’opera di disegnatori e pittori die secoli XVIII e XIX (Rom 1995) 107 Abb. 47.

CIL X 856; Bauinschrift von der Travertinbekrönung der Arenabrüstung:

L(ucius) Saginius IIv(ir) i(ure) d(icundo) p(ro) l(udis) L ex d(ecreto) d(ecurionum) c(uneum)

„Lucius Sanginius, Duovir mit der Befugnis zur Rechtsprechung, hat auf Beschluss der Dekurionen an Stelle von Spielen 50 (?) bauen lassen."

CIL X 857a = ILS 5653b; Bauinschrift von der Travertinbekrönung der Arenabrüstung:

N(umerius) Istacidius N(umeri) f(ilius) Cilix IIvir pro lud(is) lum(inibus)

„Numerius Istacidius Cilix, Sohn des Numerus, Duovir, (hat) an Stelle von Spielen und Beleuchtungen (bauen lassen)."

CIL X 857b = ILS 5653a; Bauinschrift von der Travertinbekrönung der Arenabrüstung:

A(ulus) Audius A(uli) f(ilius) Rufus IIvir pro lud(is)

„Aulus Audius Rufus, Sohn des Aulus, Duovir, (hat) an Stelle von Spielen (bauen lassen)."

Lit.: Pompei. Pitture e mosaici, La documentazione nell’opera di disegnatori e pittori die secoli XVIII e XIX (Rom 1995) 108 Abb. 49.

CIL X 857c; Bauinschrift von der Travertinbekrönung der Arenabrüstung:

P(ublius) Caesetius Sex(ti) f(ilius) Capito IIvir pro lud(is) lum(inibus)

„Publius Caesetius Capito, Sohn des Sextius, Duovir, (hat) an Stelle von Spielen und Beleuchtungen (bauen lassen)."

CIL X 857d; Bauinschrift von der Travertinbekrönung der Arenabrüstung:

M(arcus) Cantrius M(arci) f(ilius) Marcellus IIvir pro lud(is) lum(inibus) cuneos III f(aciendum) c(uravit) ex d(ecreto) d(ecurionum)

„Marcus CantriusMarcellus, Sohn des Marcus, Duovir, hat auf Beschluss der Dekurionen dafür gesorgt, dass an Stelle von Spielen und Beleuchtungen 3 cunei gebaut werden."

P. Sabbatini Tumolesi, Gladiatoria I., Mala et vela erunt. Atti della Accademia nazionale dei Lincei, ser. 8, Rendiconti, classe di scienze morali, storiche e philologiche 26, 1971, 735 ff.

Pompeji, Treppenaufgang zu den oberen Rängen des Amphitheaters (Photo: R. Gogräfe, 1977).
Pompeji, Blick durch das südliche Tor zur Arena (Mazois).
Pompeji, Amphitheater: Blick auf ima und media cavea, im Hintergrund ein Haupteingang in die Arena mit einer kleine Pforte zu einem carcer (Photo: Mosborne 01).
Pompeji, Grundris des Amphitheaters (nach Overbeck - Mau).
Pompeji, Längsschnitt durch das Amphitheater (nach Overbeck - Mau).

Maße

Außen: 134,8 x 102,5 m.
Arena: 66,8 x 34 m.

Beschreibung

Der Bau läßt sich in die Jahre 75-70 v.Chr. datieren. Pompeji besaß mit dieser Anlage lange vor der Hauptstadt Rom ein steinernes Amphitheater. Es liegt in der nordwestlichen Ecke der Stadt unmittelbar an der Stadtmauer.

Aus dem Aushub für die Arena und die unteren beiden Sitzränge ima und media cavea schüttete man den Untergrund für die summa cavea an und stützte diesen nach außen durch die Umfassungsmauer, welche mit Blendarkaden gegliedert ist und dadurch erhöhte Stabilität gewann. Das Mauerwerk besteht aus opus-quasi-reticulatum aus Lavagestein und ist an seinen Rändern und Ecken durch Kalkstein-Ziegel gefaßt. Inschriften zeigen, dass während der Veranstaltungen Händler mit Erlaubnis der Ädilen in den Arkaden ihre Geschäftsstände hatten (CIL IV 1096). Die vier außen angebauten Treppenaufgänge bewirkten weitere Stabilität und sorgten für den Zugang zu den obersten Sitzplätzen.

Die cavea ist durch konzentrisch verlaufende baltei in 4 Ränge unterteilt; radial geführte Treppen teilen sie weiterhin in cunei ein: 20 cunei wurden auf diese Weise in der ima und media cavea gebildet, die doppelte Anzahl in der summa cavea. Die Zugänge zu den untersten Sitzrängen führten von außen durch überwölbte, aus den Achsen versetzte Zugänge zu einem konzentrisch umlaufenden Gang unterhalb der Sitzränge, von dem aus kurze Treppenaufgänge zur ima cavea führten. Dieser unterste Rang ist durch eine Brüstung sowohl gegen die Arena geschützt als auch gegen den darüber liegenden Rang getrennt. Ein weiterer besonderer Zugang zu diesen untersten Plätzen verlief durch einen in der Schmalachse des Amphitheaters gelegenen schmalen Gang: Von außen erreichte man diesen in einer Arkade einer der Treppenaufgänge und im Bereich der ima cavea führte dann eine Treppe zu den Ehrensitzen. Die untersten Sitze sind breiter als die restlichen Plätze und zeigen auch dadurch, dass hier die wichtigeren Leute Platz nahmen. Die Zugänge zu den darüber befindlichen Rängen verliefen über den oberen Umgang, den man über die außen angebauten Treppen erreichen konnte. Von dort aus verliefen Treppen zwischen den cunei herab. Neben bzw. innerhalb dieses oberen balteus war auf einer Plattform noch Raum für einen vierten Rang,  welche erst während der Kaiserzeit mit einer opus-incertum-Konstruktion aufgesetzt wurde und hölzerne Sitzbänke aufnehmen sollte. Analog dem Kolosseum in Rom wird dieser Rang die summa cavea in ligneis genannt.

Im durch die Längsachse führenden nordwestlichen Eingang standen Ehrenstatuen des C. Cuspius Pansa und seines Sohnes. Weiter zur Arena hin liegen zwei kleine Kammern, aus der vermutlich die wilden Tiere in die Arena losgelassen wurden. Dieser Arena-Eingang besaß keine symmetrische Entsprechung auf der SO-Seite, zu welcher der Eingang in der Stadtmauer gelegen hätte. Vielmehr führte der Zugang zum zweiten Arena-Eingang von SW heran und wurde mit einem 90°-Knick geführt. Diese beiden Eingänge in die Arena waren nach geläufiger Interpretation die porta triumphalis und die p. libitinensis. Durch erstere betraten die Gladiatoren die Arena. Die Auswertung der Malereien an den Podiumswänden der Arena (s.u.) führte jedoch zu der ansprechenden Vermutung, dass die Gladiatoren die Arena aus der Querachse betraten und allein die Tiere aus der Längsachse. Diese etwas unkanonisch erscheinende Lösung wäre sicherlich vor dem Hintergrund verständlich, dass das pompejanische Amphitheater der älteste bekannte Bau seiner Art ist.

Er weist noch keine unterirdischen Hebevorrichtungen auf. Seine Brüstungen waren mit Tier- und Gladiatorenkämpfen bemalt, von denen sich heute nurmehr zeichnerische Dokumentationen aus dem 19. Jh. erhalten haben (s.u.). Auf den Brüstungen haben sich Spuren von weiteren Einlassungen für Zäune erhalten, die die Zuschauer gegen die Tiere schützen sollten. Die sonst oft zu beobachtenden carceres fehlen hier noch.

Literatur

Öffnet externen Link in neuem FensterJ. Overbeck - A. Mau, Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken (Leipzig 1884; ND Rom 1968) 176-193.

Dizionario epirafico (Rom 1886) 459 s.v. amphitheatrum (E. de Ruggiero).

M. della Corte, Pompei. I nuovi scavi e l'anfiteatro (Pompeji 1930).

M. Girosi, L’anfiteatro di Pompei: memoria letta alla R. Accademia di archeologia, lettere e belle arti di Napoli nell’adunanza dell’8 marzo 1932 (Neapel 1933).

A. Maiuri, L'ultima fase edilizia di Pompei (Rom 1942) 83-87.

M.E. Blake, Ancient Roman Construction in Italy from Tiberius through the Flavians (Washington 1947) 229 ff.

B. Pace, Appunti sui teatri della Magna Grecia, Dioniso 10, 1947, 285 f.

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G. Spano, Alcune osservazioni nascenti da una descrizione dell'anfiteatro di Pompei, Annali dell'Istituto dell'Università di Magistero di Salerno, 1 (Neapel 1953).

G. Lugli, Le tecnica edilizia romana (Rom 1957) 422 ff. 476 ff. 646 ff Taf. LXII 3; XCII 4; CXI 3; CXXXV 4; CXCVI 1.

M. della Corte, Pompei. Iscrizioni scoperte nel quinquennio 1951-5, NSc 1958, 77 ff. Nr. 107-112. 344-361.

L. Crema, L'architettura romana (Turin 1959) 98 f.

A. Neppi Modona, Gli edifici teatrali greci e romani (Florenz 1961)  254-256.

EAA VI (Rom 1965) 323 f. s.v. Pompei (A. Maiuri).

Th. Kraus, Das römische Weltreich, Propyläen Kunstgeschichte, 2 (Berlin 1967) 177 Nr. 67.

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W.O. Moeller, The riot of A.D. 59 at Pompeii, Historia 19-1, 1970, 84-95. (Öffnet externen Link in neuem FensterJSTOR)

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P. Castrèn, Hellenismus und Romanisierung in Pompeji, in: P. Zanker (Hrsg.), Hellenismus in Mittelitalien, Kolloquium in Göttingen vom 5. bis 9. Juni 1974, Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen Folge 3, philologisch-historische Klasse, 97(Göttingen 1976) 359 f.

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J.Cl. Golvin, L'amphithéâtre romain. Essai sur la théorisation de sa forme et de ses fonctions, I-II (Paris 1988) 33 Taf. XXIII 1-2.

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M. Fora I munera gladiatoria in Italia. Considerazioni sulla loro documentazione epigrafica (Neapel 1996).

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K.E. Welch, The Roman Amphitheatre. From its origins to the Colosseum (Cambridge 2007) 72 ff.; 192 ff. Nr. 1.

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fensterit.wikipedia.org/wiki/Anfiteatro_romano_di_Pompei

Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.arena-stadium.eu.org/Routes-et-lieux/Pompei.html

Ausstattung

Statue des C. Cuspius Pansa; CIL X 859; ILS 6359a:

C(aius) Cuspius C(ai) f(ilius) Pansa pontif(ex)
d(uum)vir i(ure) d(icundo)

Statue des Sohnes des C. Cuspius Pansa; CIL X 858; ILS 6359 (Öffnet externen Link in neuem FensterBilder):

C(aius) Cuspius C(ai) f(ilius) Pansa pater d(uum)v(ir) i(ure) d(icundo)
IIII quinq(uennalis) praef(ectus) i(ure) d(icundo) ex d(ecreto) d(ecurionum) lege Petron(i)

Pompeji, Malerei von der Brüstungsmauer des Amphitheaters mit Darstellung einer Victoria auf der Weltkugel zwischen Wanddekorationen allgemein üblicher Art. Darüber die Inschrift CIL X 854 (nach Morelli).
Pompeji, Malerei von der Brüstungsmauer des Amphitheaters mit Darstellung einer Tierjagd von einem Löwen auf ein Wildpferd (?) zwischen Hermen, an die Gladiatorenschilde gelehnt sind. Darüber CIL X 855 (nach Morelli).
Malerei der Brüstung

Beschreibung: Die Malereien auf der Brüstung der Arena wurden von Morelli im frühen 19. Jh. gezeichnet. Sie sind seit dem Jahre 1816 vergangen. Ursprünglich müssen diese Malereien ein ca. 156 m langes Podium geziert haben. Die Darstellungen gaben Gladiatoren- und Tierkämpfe zwischen Hermen und Victorien sowie anderen, allgemein ornamentalen Motiven wieder. Die Darstellungen der Gladiatorenkämpfe konzentrieren sich um die Querachse bzw. die porta postica der Arena während die Tierkämpfe näher an der großen Längseingängen liegen. Hieraus wurde geschlossen, dass auch der Einmarsch der Gladiatoren durch den schmalen Zugang in der Querachse erfolgte während die Tiere durch die großen Zugänge in den Längsachsen ihren Eingang in die Arena fanden. Vergleichbare auf die Veranstaltungen am Ort bezogene Malereien sind von den Brüstungen der römischen Theater in Öffnet externen Link in neuem FensterKorinth und dem Amphitheater in Merida bekannt, epigraphisch sind sie für Öffnet internen Link im aktuellen FensterVirunum bezeugt.

Literatur: Öffnet externen Link in neuem FensterReale Museo Borbonico II, 1825, Taf. 20; Öffnet externen Link in neuem FensterMB XIV Taf. 44; Öffnet externen Link in neuem FensterW. Gell - J. Gandy, Pompeiana. The result of excavations since 1819, II (London 1832) Taf. 76; A. von Steinbüchel, Großer antiquarischer Atlas: oder, Abbildung der vorzüglichsten Denkmähler der alten Welt zu einer wissenschaftlichen Begründung der Alterthumskunde, I (Wien 1833) Taf. XVI 2; Öffnet externen Link in neuem FensterW. Helbig, Wandgemälde Campaniens (Leipzig 1868) Nr. 1519; S. Reinach, Répertoire de la peinture grecque et romaine (Paris 1922) 305,8; G. Spano, Alcune osservazioni nascenti da una descrizione dell'anfiteatro di Pompei (Neapel 1953) 46 ff.; M.Th. Andreae, Tiermegalographien in pompejanischen Gärten. Die sogenannten paradeisos-Darstellungen, Rivista di Studi Pompeiani 4, 1990, 45-124; hier: Abb. 66-67; Pompei. Pitture e mosaici, La documentazione nell’opera di disegnatori e pittori die secoli XVIII e XIX (Rom 1995) 105 ff. Abb. 44-54; R. Gogräfe, Die Jagdbilder der Wint Hill-Werkstatt, in: M.J. Klein (Hrsg.), Römische Glaskunst und Wandmalerei, Ausstellungskatalog des Landesmuseums Mainz vom 12. Dezember 1999–20. Februar 2000 (Mainz 1999) 118 Abb. 6; R. Bosso - V. Moesch, Catalogo, in: A. La Regina (Hrsg.), Sangue e  arena (Rom 2001) 334 ff.; T. Wilmott, The Roman Amphitheatre in Britain (Stroud 2008) 163 Abb. 92; Th. Hufschmid, Amphitheatrum in Provincia et Italia. Architektur und Nutzung römischer Amphitheater von Augusta Raurica bis Puteoli , Forschungen in Augst 43,I (Augst 2009) 259 ff.; II 504 Abb. 42. 293; ders. in: M.E. Fuchs - B. Dubosson (Hrsg.), Theatra et spectacula. Les grands monuments des jeux dans l'Antiquité, Etudes de Lettres, 288 (Lausanne 2011) 282 f.; 285.

Pompeji, zentrale Szene der Malerei von der Brüstungsmauer des Amphitheaters (Mazois).

Nebenstehend handelt es sich um die wichtigste Szene der Gladiatorenkämpfe, die an zentraler Stelle gegenüber der porta postica angebracht war. Sie zeigt in der Mitte den summa rudis bzw. Schiedsrichter mit einem Stab in der Hand, der möglicherweise zur kennzeichnung der Kampfstelle auf den Boden deutet. Links neben ihm bläst ein Hoplomachos das Horn und noch weiter links knien seine beiden Gehilfen, die den kleinen Rundschild und seinen Helm tragen. Dahinter sieht man eine Siegesgöttin mit Palmzweig und Kranz, die ihrem Gladiator den Sieg verheißt. Auf der rechten Seite steht sein Gegner, ein murmillo, der bereits seinen großen Rechteckschild trägt. Hinter ihm steht ein Gehilfe mit dem Schwert in der Hand und dahinter ein weiterer, nur schwach angedeuteter Gehilfe mit hoch gehaltenem Helm. Auch diesem Gladiator verheißt eine Siegesgöttin mit Kranz und Palmwedel den Sieg.

Pompeji, Malerei von der Brüstungsmauer des Amphitheaters mit Darstellung zweier Retiarier (nach Morelli).

Die beiderseits der porta postica auf der südlichen Podiumsmauer dargestellten Gladiatoren sind Retiarier, die an ihrem Schulterschutz (galerus) und und dem Armschutz (manica) erkennbar sind. Sie tragen keinen Helm und halten einmal in der rechten und einmal in der linken einen Dolch, sind also Links- und Rechtshänder. In der anderen Hand halten sie eine Lanze, obwohl der Dreizack üblich wäre. Vielleicht war die Spitze der Waffen dem Graphiker Morelli seiner Zeit nicht mehr erkennbar und er hat sie möglicherweise nicht richtig wiedergegeben, obschon seine Zeichnungen sonst als sehr korrekt gelten. Neben den Gladiatoren schließt sich je ein Feld mit einer Herme an, vor denen Schilde lehnen. Solche Hermen kommen in Gladiatorenszenen gelegentlich vor, wie etwa dem Mosaikboden in der Villa von Öffnet internen Link im aktuellen FensterZliten, dem Gladiatorenrelief von Öffnet internen Link im aktuellen FensterReims (rechter Streifen, 2. Feld von unten) oder auf der Scherbe eines Öffnet internen Link im aktuellen FensterGladiatorenbechers aus Öffnet internen Link im aktuellen FensterFréjus und scheinen eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit den Kämpfen in der Arena besessen zu haben.

Pompeji, Malerei von der Brüstungsmauer des Amphitheaters mit Darstellung einer Tierjagd von einem Panther auf einen Eber zwischen Hermen, an die Gladiatorenschilde gelehnt sind (nach Morelli).
Pompeji, Malerei von der Brüstungsmauer des Amphitheaters mit Darstellung eines Tierkampfes zwischen einem aneinandergeketteten Bären und einem Stier in einer künstlichen Landschaft. Darüber CIL X 857d (nach Morelli).

Schließlich sind nebenstehend zwei weitere Tierkampfszenen sichtbar. Aus ihnen wird vollends deutlich, dass die Paradeisos-artige Umgebung der Tiere in Wirklichkeit eine künstliche ist, da hier Tiere miteinander kämpfen, die in der Natur nicht aufeinandertreffen. So verfolgt in dem einen Bild ein Leopard einen Eber und auf einem hier nicht abgebildeten ein Löwe einen Wildesel.

Bemerkenswert ist die Darstellung vom Kampf zwischen einem Stier und einem Bären, die aneinander gebunden sind. Die gleiche Methode, den Kampfeswillen zu steigern, ist auf dem Mosaik aus der Villa in Öffnet internen Link im aktuellen FensterZliten dargestellt. Auf dem Mosaik von Öffnet internen Link im aktuellen FensterBignor kämpfen zwei Gladiatoren um einen Stein mit Befestigungsöse. In der Arena von Öffnet internen Link im aktuellen FensterChester wurde ein Quader gefunden, der möglicherweise diesem Zweck diente.