Portät von Kaiser Commodus mit den Attributen des Hercules; Rom, Capitolinische Museen (Photo: R.A. Frantz).
SHA Marcus Aurelius XIX 1-7:

1 Aiunt quidam, quod et verisimile videtur, Commodum Antoninum, successorem illius ac filium, non esse de eo natum sed de adulterio, ac talem fabellam vulgari sermone contexunt.
2 Faustinam quondam, Pii filiam, Marci uxorem, cum gladiatores transire vidisset, unius ex his amore succensam, cum longa aegritudine laboraret, viro de amore confessam.
3 Quod cum ad Chaldaeos Marcus rettulisset, illorum fuisse consilium, ut occiso gladiatore sanguine illius sese Faustina sublavaret atque ita cum viro concumberet.
4 Quod cum esset factum, solutum quidem amorem, natum vero Commodum gladiatorem esse, non principem,
5 qui mille prope pugnas publice populo inspectante gladiatorias imperator exhibuit, ut in vita eius docebitur.
6 Quod quidem verisimile ex eo habetur, quod tam sancti principis filius his moribus fuit, quibus nullus lanista, nullus scaenicus, nullus arenarius, nullus postremo ex omnium decorum ac scelerum conluvione concretus.
7 Multi autem ferunt Commodum omnino ex adultero natum, si quidem Faustinam satis constet apud Caietam condiciones sibi et nauticas et gladiatorias elegisse. 

„ Einige behaupten, was auch wahrscheinlich klingt, sein Nachfolger und Sohn Commodus Antoninus sei nicht von ihm erzeugt, sondern die Frucht eines Ehebruchs, und sie tischen folgenden Klatsch auf, der beim Volk im Umlauf war: Eines Tages sei Faustina, die Tochter des Pius und Gattin des Marcus, beim Anblick vorbeimarschierender Gladiatoren zu einem von ihnen in Liebe entbrannt. Da sie sich in lang anhaltendem Kummer verzehrte, habe sie ihrem Mann diese ihre Leidenschaft eingestanden. Marcus habe den Fall den Chaldäern vorgelegt. Deren Rat sei es gewesen, den Gladiator zu töten. Dann möge Faustina ihren Unterleib in dessen Blut baden und sich in diesem Zustand zu ihrem Gatten legen. Als dies geschehen wear, sei zwar der Liebesbann gebrochen gewesen, aber auch ein Commodus geboren worden, ein Gladiator, kein Fürst, der als Kaiser öffentlich unter den Augen des Volkes an die 1.000 Gladiatorenkämpfe austrug, wie in seiner Biographie dargestellt wird. Diese Geschichte gilt deshalb als wahrscheinlich, weil der Sohn eines so untadeligen Fürsten sich so schlimm benahm, wie sich kein Gladiatorenhalter, kein Schmierenheld, kein Klopffechter, kurz, wie sich nicht einmal ein Ausbund aller erdenklichen Schändlichkeiten und Verbrechen aufführte.  Viele behaupten übrigens, Commodus sei überhaupt der Spross eines Ehebruchs, da es nämlich hinlänglich feststehe, dass Faustina sich in Caieta unter Schiffsleuten und Gladiatoren ihre Partner wählte.” (Übers. nach E. Hohl)

 

Cassius Dio LXXIII 4:

„ (2) ... Nach seiner Ankunft in Rom hielt er eine Ansprache an den Senat und schwatzte dabei viel plattes Zeug. ... (4) Als er aber einmal das Jagdtheater betrat, unternahm Claudius Pompeianus einen Anschlag gegen ihn: Am schmalen Eingang erhob er sein Schwert und sprach: »Sieh! Dieses Schwert hat dir der Senat geschickt!«"

Öffnet internen Link im aktuellen FensterCassius Dio LXXIII 13,3.
Cassius Dio LXXIII 16-20:

16 (1) Dieser «Goldene», dieser «Hercules», dieser «Gott» - wurde ihm doch auch dieser Name zuteil - zog nun eines Nachmittags überraschend von seiner Vorstadt aus in Rom ein und veranstaltete binnen zweier Stunden dreißig Pferderennen. Nicht zuletzt dadurch geriet er in finanzielle Schwierigkeiten. (2) Er war wohl freigebig und ließ mehrfach an das Volk je Kopf einhundertvierzig Denare verteilen, doch machten die erwähnten Liebhabereien den Hauptteil seiner Ausgaben aus. Die Folge war, daß er gegen Männer wie Frauen Anklagen erhob und einige sogar töten ließ, während er anderen das Leben für Hingabe ihres Vermögens verkaufte. (3) Und schließlich befahl er uns, unseren Frauen und Kindern alljährlich an seinem Geburtstag je zwei Goldstücke wie eine Art Erstlingsgabe zu entrichten; die Senatoren in allen anderen Städten hatten pro Kopf fünf Denare zu bezahlen. Auch von diesen Beträgen sparte er nichts, sondern verwendete sie samt und sonders schmachvoll für seine Bestien und Gladiatoren.

17 (1) In der Öffentlichkeit fuhr er nirgendwo auf Rennwagen außer zuweilen in einer mondlosen Nacht; und doch wollte er nur zu gern als Wagenlenker auch vor dem Volke auftreten, schämte sich indessen, in solch einer Rolle gesehen zu werden. Privat hingegen beschäftigte er sich unablässig mit diesem Sport und trug dabei die Ausrüstung der Grünen. (2) Was wilde Tiere betraf, so erlegte er eine Menge in seinem Privatbereich, viele aber auch öffentlich. Und gerne kämpfte er überdies als Gladiator, und zwar zu Hause bei sich in einer Art und Weise, daß er dann und wann einen Gegner tötete oder im Nahkampf mit anderen - gleichsam beim Versuch, eine Haarlocke abzuschneiden, diesen die Nase, jenen das Ohr und wieder sonst einen Körperteil abschlug. In der Öffentlichkeit hingegen verzichtete Commodus auf Eisen und Menschenblut. (3) Bevor er das Theater betrat, pflegte der Kaiser eine langärmelige, weiße, golddurchwirkte Seidentunika anzulegen und in solcher Aufmachung unsere Grüße entgegenzunehmen. Wenn er dann sich anschickte hineinzugehen, nahm er eine reinpurpurne, goldbestickte Robe und eine gleichfarbige Chlamys nach griechischem Schnitt und setzte sich einen Kranz aufs Haupt, der aus indischen Edelsteinen sowie aus Gold gefertigt war. Außerdem hielt er einen Heroldstab wie den des Merkur in Händen. (4) Die Löwenhaut und die Keule ließ er auf den Straßen vor sich hertragen, in den Theatern ruhten sie auf einem vergoldeten Stuhl, mochte der Kaiser zugegen sein oder nicht. Er selbst betrat in der Tracht eines Merkur die Arena, dann legte er alle sonstigen Kleidungsstücke ab und begann in bloßer Tunika und unbeschuht seine Vorstellung.

18 (1)  Am ersten Tage streckte er ganz allein hundert Bären nieder, wobei er vom Geländer der Balustrade herunterschoß; das ganze Theater war nämlich durch zwei feste Quermauern unterteilt, die eine ringsumlaufende Galerie trugen und sich gegenseitig in zwei Abschnitte schieden; dies hatte den Zweck, daß die Tiere, in vier Gruppen gegliedert, von allen Seiten her aus geringem Abstand leichter getroffen werden konnten. (2) Wurde Commodus mitten in seinem Kampfe müde, so ließ er sich von einer Frau etwas gekühlten Süßwein in einem keulenförmigen Becher reichen und trank ihn auf einen Zug leer. Das Volk und und auch wir Senatoren alle brachen daraufhin sogleich in den bei Trinkgelagen üblichen Spruch aus: «Mögest du lange leben!» (3) Und keiner möge glauben, daß ich die Würde der Geschichtsschreibung durch die Erwähnung solcher Dinge in den Schmutz trete! Ich hätte sie ja gewiß überhaupt nicht berichtet, doch da der Kaiser es war, der diese Vorstellung gab, und ich selbst, persönlich zugegen, an jeder Einzelheit sehend, hörend und sprechend Anteil nahm, hielt ich es für angezeigt, nichts davon zu unterdrücken, vielmehr die Vorgänge wie sonst ein Ereignis von höchster Wichtigkeit und Bedeutung dem Gedächtnis der späteren Geschlechter zu überliefern. (4) Und ich will in der Tat auch die anderen Geschehnisse alle, die zu meinen Lebzeiten spielten, eingehender und detaillierter schildern als frühere Ereignisse, weil ich ja selbst dabei anwesend war und im Kreise jener, die eine angemessene Beschreibung der Begebenheiten liefern können, sonst niemand kenne, der über solch genaues Einzelwissen wie ich verfügt.

19 (1) Am ersten Tag nun geschah das eben Berichtete; doch an den folgenden Tagen stieg Commodus bisweilen von seinem hohen Platz auf den Boden der Arena hinunter und tötete sämtliche Haustiere, welche ihm nahe kamen, außerdem einige, die ihm zugeführt oder auch in Netzen herbeigetragen wurden. Er erlegte ferner einen Tiger, ein Flußpferd und einen Elefanten. (2) Nach solchen Taten pflegte er sich zu entfernen, doch später - nach Einnahme eines Frühstücks - als Gladiator aufzutreten. Die Kampfesweise, deren er sich bediente, und die Rüstung, die er benützte, waren die der sogenannten Öffnet internen Link im aktuellen Fenstersecutores; dabei hielt er den Schild in der Rechten, das hölzerne Schwert aber in der Linken und tat sich viel darauf zugute, daß er ein Linkshänder war. (3) Seinen Kontrahenten machte entweder ein Sportlehrer oder auch ein Gladiator, der als Waffe nur einen Stab trug. Manchmal forderte er den betreffenden Mann selbst heraus, manchmal wählte ihn das Volk. Denn darin und in allem anderen stellte er sich den übrigen Gladiatoren gleich, abgesehen freilich davon, daß jene für eine bescheidene Summe antreten, während Commodus tagtäglich eine Million Sesterzen aus dem Gladiatorenfonds bezog. (4) Zur Seite standen ihm beim Kampf der Präfekt Aemilius Laetus und sein cubicularius Eclectus. Und wenn dann der Kaiser das Schattengefecht beendet und natürlich gesiegt hatte, dann küßte er, so wie er war, die beiden gewöhnlich durch den Helm hindurch. Darauf fochten auch die gewöhnlichen Kämpfer. Er selbst stellte am ersten Tag unten in der Arena sämtliche Paare zusammen; hierbei erschien er ganz in der Aufmachung des Hermes samt einem vergoldeten Stab und nahm Platz auf einer ebenfalls vergoldeten Tribüne. (5) Wir aber sahen in diesem seinem Tun geradezu ein Vorzeichen. Späterhin pflegte er zu seinem üblichen Platz emporzugehen und mit uns zusammen von dort aus das restliche Geschehen zu beobachten. Was dann folgte, war kein Kinderspiel mehr, sondern Ernst, so daß sehr viele Kämpfer den Tod fanden. Als einmal einige Sieger zögerten, den Unterlegenen den Rest zu geben, ließ er tatsächlich die verschiedenen Kämpfer zusammenbinden und befahl, daß alle gleichzeitig fechten sollten. (6) So stritten die aneinander gefesselten Paare Mann gegen Mann, und einige töteten sogar solche, die mit ihnen gar nichts zu tun hatten; denn infolge der Riesenzahl und der räumlichen Enge waren sie aneinander geraten.

20 (1) So in seiner ganzen Art zog sich jenes Schauspiel vierzehn Tage hin; wenn der Kaiser aber seine Fechtkünste zeigte, dann mußten wir Senatoren uns samt den Rittern jederzeit einfinden. Nur Claudius Pompeianus der Ältere war nie zu sehen, schickte aber seine Söhne; lieber wollte er dafür den Tod erleiden als zuschauen, wie der Kaiser, der Sohn des Marcus, derartige Dinge trieb. (2) Denn unter anderem, was wir da taten, mußten wir in all die anbefohlenen Rufe ausbrechen und besonders folgende Worte immer wiederholen: «Der Herr bist du und der Erste bist du und der Allerglücklichste. Du siegst und wirst siegen! Von Ewigkeit an, Amazonier, bist du Sieger!» Vom restlichen Volk aber kamen viele überhaupt nicht mehr ins Theater, andere entfernten sich wieder, nachdem sie bloß hineingeschaut hatten, teils weil sie sich der dortigen Vorgänge etwas schämten, teils aber auch aus Furcht; denn das Gerücht ging um, der Kaiser habe im Sinne, einige Zuschauer niederzuschießen, wie es Hercules mit den Stymphalischen Vögeln getan hatte. (3) Und dieses Gerede fand Glauben; Commodus hatte nämlich einmal alle Leute in der Stadt, die durch Krankheit oder sonstwie durch Unfall ihre Füße verloren hatten, zusammenholen, ihnen um die Knie so etwas wie Schlangenkörper binden und statt Steinen Schwämme zum Werfen geben lassen und sie schließlich als angebliche Giganten mit Keulenschlägen erledigt.

Cassius Dio LXXIII 21,3:

 

οιούτων δ’ οὖν τούτων γενομένων παρεμυθήσατο ἡμᾶς ὅτι μέλλων αὖθις μονομαχῆσαι παρήγγειλεν ἡμῖν ἔν τε τῇ στολῇ τῇ ἱππάδι καὶ ἐν ταῖς μανδύαις ἐς τὸ θέατρον ἐσελθεῖν, ὅπερ οὐκ ἄλλως ποιοῦμεν ἐσιόντες ἐς τὸ θέατρον εἰ μὴ τῶν αὐτοκρατόρων τις μεταλλάξειε, καὶ ὅτι ἐν τῇ τελευταίᾳ ἡμέρᾳ τὸ κράνος αὐτοῦ κατὰ τὰς πύλας καθ’ ἃς οἱ τελευτῶντες ἐκφέρονται ἐξεκομίσθη. ἐκ γὰρ τούτων καὶ πάνυ πᾶσι πάντως ἀπαλλαγή τις (LXXIII 22,1) αὐτοῦ γενήσεσθαι ἐνομίζετο. 

 

21 ... (3) Nachdem Commodus derlei getan hatte, richtete er unsere Gemüter wieder auf. Er gebot uns nämlich, da er erneut als Gladiator auftreten wollte, als Ritter ausgestattet und in unseren Wollmänteln ins Amphitheater zu kommen, was wir doch beim Besuch des Amphitheaters sonst nie tun, es sei denn, daß ein Kaiser aus dem Leben geschieden ist. Am letzten Tage aber wurde sein Helm durch das Tor hinausgetragen, durch das auch die Leichen fortgeschafft werden. Infolgedessen teilten alle bis zum letzten den festen Glauben, daß wir sicher irgendwie seiner ledig würden.

 

22 (1) In der Tat dauerte es nicht mehr lange, daß er starb, vielmehr ermordet wurde. Denn sein Treiben mißfiel dem Laetus und dem Eclectus, und da sie außerdem sich noch fürchten mußten - er drohte ihnen nämlich, weil sie ihn von dem erwähnten Tun abhalten wollten -, so bereiteten sie einen Anschlag gegen ihn vor. (2) Commodus beabsichtigte nämlich, die beiden Konsuln Erucius Clarus und Sosius Falco zu töten und zugleich als Konsul und Öffnet internen Link im aktuellen Fenstersecutor den Neujahrstag von den Öffnet internen Link im aktuellen FensterQuartieren der Gladiatoren aus anzutreten; er hatte ja dort die erste Zelle, wie wenn er einer ihresgleichen wäre. (3) Niemand soll daran zweifeln: Er ließ in der Tat das Haupt des Colossus abnehmen und darauf ein Abbild des seinen setzen. Dann gab er ihm eine Keule in die Hand und legte einen Bronzelöwen zu seinen Füßen, so daß er einem Hercules glich. Schließlich ließ er neben seinen schon genannten Beinamen noch folgende Worte darauf schreiben: «Meister der secutores; nur Linkshänder, hat er doch zwölfmal» - ich betone - «eintausend Mann besiegt.» (4) Aus den genannten Gründen unternahmen Laetus und Eclectus, nachdem sie zuvor noch Marcia ins Vertrauen gezogen hatten, einen Anschlag auf Commodus. Am letzten Tag des Jahres jedenfalls, und zwar im Laufe der Nacht, als das Volk mit dem Feste beschäftigt war, ließen sie ihm durch Marcia in einem Rindfleischgericht Gift verabreichen. (5) Doch infolge des Weines und der Bäder, denen er sich stets in unmäßiger Weise hingab, konnte er nicht sogleich aus dem Wege geräumt werden, er mußte vielmehr etwas erbrechen, argwöhnte daraufhin den Zusammenhang und erging sich nun in gewissen Drohungen. Da schickten die Verschwörer Narcissus, einen Athleten, gegen ihn vor und ließen ihn während des Bades erwürgen. (6) Dies Ende ward Commodus zuteil, nachdem er zwölf Jahre, neun Monate und vierundzwanzig Tage regiert hatte. Sein Leben währte einunddreißig Jahre und vier Monate; und mit ihm hörte die Linie der echten Aurelier zu herrschen auf." (Übers. nach O. Veh)

Herodian I 15:

„ (1) Dieses Standbild ließ der Senat nach Commodus' Ende niederreißen und stellte dort eine Statue der Libertas auf. Commodus aber warf damals alle Bedenken von sich und ordnete von Staatswegen Schauspiele an, für die er in Aussicht stellte, alle Arten von wilden Tieren persönlich und eigenhändig zu erlegen und gegen die tapfersten jungen Männer im Einzelkampf anzutreten. Als sich diese Kunde verbreitete, eilten Schaulustige aus ganz Italien und den benachbarten Provinzen herbei, um zu schauen, was sie zuvor weder erlebt noch als Bericht gehört hatten. Und er selbst rühmte sich auch seiner zielsicheren Hand und dass er es fertigbrächte, beim Speerwurf oder mit dem Bogen keinen Fehlschuß zu tun.
(2) Als Lehrmeister hatte er die treffsicheren parthischen Bogenschützen um sich und die besten maurischen Speerwefer. Doch alle überflügelte er mit der Geschicklichkeit seiner Hand. Als nun die Tage des Schauspiels gekommen waren, fand sich im Amphitheater kein freier Platz mehr. Für Commodus war rings um die Arena ein umlaufendes Schutzgitter errichtet worden, damit er im Nahkampf mit den Tieren nicht in Gefahr geriete, sondern sie von oben und ungefährdet durch zielsichere Speerwürfe eher abschießen könnte als einen Beweis seiner Tapferkeit zu liefern.
(3) Hirsche und Gazellen sowie andere Tiere mit Hörnern außer Stieren erlegte er, indem er gegen sie anstürmte, ihnen nachrannte oder ihren Lauf abschnitt, mit ganz zielsicheren Würfen. Löwen aber und Panther und andere höhere Katzen schoß er von oben her aus dem geschützten Umlauf ab. Dabei konnte niemand einen zweiten Wurfversuch beobachten und es gab keine Wunden außer den sofort tödlichen.
(4) Denn zugleich mit dem Ansprung des Tieres führte er den Stoß auf die Stirn oder ins Herz, und niemals nahm er ein anderes Ziel oder traf der Speer einen anderen Körperteil, sodass er das Tier mit der ersten Wunde auch sofort tötete. Man hatte aus allen Erdteilen Tiere für ihn herbeigebracht, und damals erlebten wir Tierarten, die wir sonst nur auf Bildern bestaunen konnten.
(5) Alle Arten von Tieren nämlich aus Indien und Äthiopien und aus Nord und Süd, welche irgend zuvor noch unbekannt waren, brachte er als Schlächter den Römern vor Augen. Man war sich allgemein einig, dass seine Treffsicherheit erstaunlich sei. Bei einer Darbietung benutzte er Pfeile mit halbmondförmiger Spitze, um mauretanische Straußen zu erlegen, die ja aufgrund der Schnelligkeit ihrer Beine und des Aufwölbens ihrer Flügelstummel mit der größten Geschwindigkeit rennen können. Commodus köpfte die Vögel mit seinen Pfeilen ganz oben am Hals, so dass sie noch eine Weile herumliefen, als wären sie unverletzt.
(6) Als einmal ein Panther im raschen Ansprung einen Öffnet internen Link im aktuellen Fensterprovocator reißen wollte, kam er ihm mit seinem Wurfspieß zuvor, als er gerade zubeißen wollte: Das Tier tötete er und rettete den Mann, indem er mit der Spitze des Speeres dem spitzen Gebiss zuvorkam. Als einmal 100 Löwen zugleich aus den unterirdischen Tierkäfigen in die Arena gelassen worden waren, tötete er sie mit genau ebensovielen Speerwürfen, so dass die Getöten auf lange Zeit zu eben dem Zweck dalagen, dass man in Ruhe alle abzählen und dabei keinen einzigen zusätzlichen Speer feststellen konnte.
(7) So weit war nun Commodus, auch wenn - vom Mut und der Treffsicherheit abgesehen - seine Taten gar nicht kaiserhaft waren, beim Volk beliebt. Als er aber dann nackt in die Arena ging und mit den Gladiatorenwaffen Kämpfe ausfocht, da sah auch das Volk ein solches Spektakel mit Unwillen, wie nämlich ein edler Kaiser der Römer nach so vielen und großartigen Triumphen seines Vaters und seiner Vorgänger die Waffen nicht im Kriege gegen Barbaren erhob oder zum Ruhm des römischen Reiches, sondern die Würde in einem schmachvollen und entehrenden Aufzug in den Dreck zog.
(8) Er konnte freilich seine Gegner leicht besiegen und verwunden, weil sie alle ihn gewinnen ließen, da sie ihn als Kaiser und nicht als echten Gladiator behandelten. Er aber verstieg sich zu solcher Verrücktheit, dass er nicht mehr im Kaiserpalast residieren, sondern in die Öffnet internen Link im aktuellen FensterGladiatorenkaserne übersiedeln wollte. Er gab auch den Befehl, dass er jetzt nicht mehr als Hercules anzureden sei, sondern mit dem Namen eine verstorbenen berühmten Gladiators.
(9) Von der Riesenstatue des Kollosses, die die Römer als ein Bild des Sonnengottes verehren, ließ er das Haupt abnehmen und sein eigenes aufsetzen, und er schrieb als Weihinschrift auf den Sockel die üblichen und überkommenen Kaisertitel, nur statt Germanicus »Sieger über 1.000 Gladiatoren«." (Übers. nach F.L. Müller)

SHA, vita Commodi VIII 5:

Appellatus est etiam Romanus Hercules, quod feras Lanuvium in amphitheatro occidisset; erat enim haec illi consuetudo, ut domi bestias interficeret. 

„Er wurde auch der römische Hercules genannt, weil er Bestien im Amphitheater von Öffnet internen Link im aktuellen FensterLanuvium getötet hatte. Für ihn war es nämlich Brauch, in seiner Heimatstadt wilde Tiere zu töten.”

SHA, vita Commodi XI 10-12:

9 Amazonius autem vocatus est ex amore concubinae suae Marciae, quam pictam in Amazone diligebat, propter quam et ipse Amazonico habitu in harenam Romanam procedere voluit. 10 Gladiatorium etiam certamen subiit et nomina gladiatorum recepiteo gaudio, quasi acciperet triumphalia. 11 Öffnet internen Link im aktuellen FensterIudum semper ingressus est et, quotiens ingrederetur, publicis monumentis indi iussit. 12 Pugnasse autem dicitur septingenties tricies quinquies.

„ Amazonius wurde er aber genannt aus Liebe zu seiner Konkubine Marcia, weil er sich in ihr Bild als Amazone verliebt hatte und weshalb er wiederum in der Bekleidung einer Amazone in der römischen Arena auftreten wollte. (10) Er nahm auch am Wettkampf der Gladiatoren teil und erhielt die Bezeichnungen der Gladiatoren mit einer Freude, als ob er die Triumphalzeichen erhalten hätte. (11) Er besuchte ständig die Öffnet internen Link im aktuellen FensterGladiatorenschule und befahl, diese in öffentlichen Denkmälern zu verzeichnen. (12) Außerdem soll er 735 mal gekämpft haben.”

SHA, vita Commodi XII 10-12:

10 Inter haec refertur in litteras pugnasse illum sub patre trecenties sexagies quinquies,
11 item postea tantum palmarum gladiatoriarum confecisse vel victis Öffnet internen Link im aktuellen Fensterretiariis vel occisis, ut mille contingeret.
12 Ferarum autem diversarum manu sua occidit, ita ut vel elephantos occideret, multa milia. et haec fecit spectante saepe populo Romano.

„Unter anderm steht aufgezeichnet, dass er unter seinem Vater 365 Mal antrat, (11) sowie, dass er später mit Besiegung oder Tötung von Netzfechtern so viele Siegespalmen im Gladiatorenkampf errang, dass das Tausend voll wurde. (12) Von wilden Tieren verschiedener Gattung erlegte er eigenhändig viele Tausende, darunter sogar Elefanten. Solches vollbrachte er häufig unter den Augen der stadtrömischen Zuschauerschaft."

SHA, vita Commodi XIII 3-4:

3 Virium ad conficiendas feras tantarum fuit, ut elephantum conto transigeret et orygis cornu basto transmiserit et singulis ictibus multa milia ferarum ingentium conficeret.
4 Inpudentiae tantae fuit, ut cum muliebri veste in amphitheatro vel theatro sedens publice saepissime biberit.

(3) Beim Erlegen wilder Tiere entwickelte er so gewaltige Kräfte, dass er einen Elefanten mit der Reiterlanze durchbohrte, das Horn einer Gazelle mit dem Stab durchstieß und viele tausend Stück Großwild auf Anhieb zur Strecke brachte. (4) Sein Anstandsgefühl war so gering, dass er nur zu oft in Weibertracht im Amphitheater oder im Theater sitzend, in aller Öffentlichkeit zechte."

SHA, vita Commodi XV 3-8:

3 Spectator gladiatoria sumpsit arma, panno purpureo nudos humeros advelans.
4 Habuit praeterea morem, ut omnia quae turpiter, quae inpure, quae crudeliter, quae gladiatorie, quae lenonie faceret, actis urbis indi iuberet, ut Marii Maximi scripta testantur.
5 Commodianum etiam p. R. dixit, quo saepissime praesente gladiator pugnavit.
6 Sane cum illi saepe pugnanti ut deo populus favisset, in risum se credens populum Romanum a militibus classiariis, qui vela ducebant, in amphitheatro interimi praeceperat.
7 Urbem incendi iusserat, utpote coloniam suam; quod factum esset, nisi Laetus praef. praet. Commodum deterruisset.
8 Appellatus est sane inter cetera triumphalia nomina etiam sescenties vicies Öffnet internen Link im aktuellen Fensterpalus primus Öffnet internen Link im aktuellen Fenstersecutorum.

„ (3) Als einer der Nachsetzer führte Commodus die Gladiatorenwaffen, die nackten Schultern mit einem Purpurschal verhüllt. (4) Überdies hatte er die Gepflogenheit, alle seine Schandtaten, Unanständigkeiten und Grausamkeiten, seiner Fechterstreiche und Kupplerkniffe in den städtischen Anzeiger setzen zu lassen, wovon die Schriften des Marius Maximus Zeugnis ablegen. (5) Auch nannte er das römische Volk, unter dessen Augen er so oft als Gladiator kämpfte, »Volk des Commodus«. (6) Da übrigens das Volk ihm bei seinem Auftreten in der Arena häufig als Gott gehuldigt hatte, hatte er in dem Glauben, man wolle ihn verhöhnen, den Flottenmannschaften, die das Sonnendach aufzuspannen hatten, Weisung erteilt, im Amphitheater ein Blutbad unter dem Volk von Rom anzurichten. ... (8) Er errang übrigens außer seinen sonstigen Triumphalnamen auch 620 mal den Titel eines Meisterfechters der Nachsetzer."

SHA, vita Commodi XVI 6-7:

Ipse autem prodigium non leve sibi fecit: nam cum in gladiatoris occisi vulnus manum misisset, ad caput sibi detersit et contra consuetudinem paenulatos iussit spectatores, non togatos ad munus convenire, quod funeribus solebat, ipse in pullis vestimentis praesidens.
7 Galea eius bis per Öffnet internen Link im aktuellen Fensterportam Libitinensem elata est.

„Er selbst aber schuf sich ein nicht leicht zu nehmendes Omen: Er wischte sich nämlich die Hand, die er in die Wunde eines erlegten Gladiators gesteckt hatte, am Kopfhaar ab und befahl dem Brauch zuwider, dass die Zuschauer zum Fechterspiel nicht in der Toga, sondern im Kapuzenmantel, wie bei Leichenspielen üblich, erschienen, indes er selbst in dunkler Gewandung den Vorsitz führte.
(7) Sein Helm wurde zwei mal durch das Tor der Bestattungsgöttin herausgetragen."

SHA, vita Commodi XVIII 1 ff.

1 Adclamationes senatus post mortem Commodi graves fuerunt. 2 Ut autem sciretur, quod iudicium senatus de Commodo fuerit, ipsas adclamationes de Mario Maximo indidi et sententiam senatus consulti : 3 "Hosti patriae honores detrahantur, parricidae honores detrahantur, parricida trahatur. Hostis patriae, parricida, gladiator in spoliario lanietur. ... 12 Hostis statuas undique, parricidae statuas undique, gladiatoris statuas undique. Gladiatoris et parricidae statuae detrahantur. ... 13 Gladiotoris statuae detrahantur. ... XIX 1 Parricidae gladiatoris memoria aboleatur, parricidae gladiatoris statuae detrahantur. Impuri gladiatoris memoria aboleatur. Gladiatorem in spoliario. ... 3 Parricidae cadaver unco trahatur, gladiatoris cadaver unco trahatur, gladiatoris cadaver in spoliario ponatur.  

„ (1) Nach Commodus' Tod kam es im Senat zu erregten Kundgebungen. (2) Um aber die Stimmung des Senats gegen Commodus zur Kenntnis zu bringen, habe ich den Wortlaut der Sprechchöre sowie den Tenor des Senatsbeschlussses aus Marius Maximus hierher gesetzt:
... (12) ... Überall Standbilder des Gladiators! Hinweg mit den Standbildern des Gladiators und Mörders! ... (13) Hinweg mit den Standbildern des Gladiators! ... (XIX 1) Das Andenken des mörderischen Gladiators werde ausgelöscht, hinweg mit den Standbildern des mörderischen Gladiators! Das Andenken des verruchten Gladiators werde ausgelöscht! In das Spoliarium mit dem Gladiator! ... (3) Die Leiche des Gladiators werde am Henkerhaken geschleift!"