Inschriften
CIL III 14359,2 = Annona Epigraphica Austriaca, Tyche 19, 2004, zu 10 = Annona Epigraphica Austriaca, Tyche 20, 2005, zu 27 (
EDH):
C(aius) Domitius Zmaragdus
domo Antiochia dec(urio)
municipi(i) Ael(i) Carnunti
[a]mphitheatrum impens[a]
[sua] solo publico fec(it)
„Gaius Domitius Zmaragdus, mit Heimatort Antiochia, Ratsherr (decurio) des Munizipiums Älium Carnuntum, ließ das Amphitheater auf eigene Kosten allein für die öffentliche Nutzung errichten.”
C. Domitius Zmaragdus stammte vermutlich aus dem syrischen Antiocheia am Orontes.
Literatur: ILS 7121; AE 1901, 247; E. Vorbeck, Zivilinschriften aus Carnuntum (Wien 1980) 65; G. Alföldy, Römische Sozialgeschichte (Wiesbaden 19843) 112; Cl. Lepelley (Hrsg.), Die Regionen des Reiches, II. Rom und das Reich der hohen Kaiserzeit (München 2001) 302.
weblink: VBI ERAT LVPA
Maße
Außen: 99,70 x 75,25 m
Innen: 72,2 x 44,30 m
Beschreibung
Es handelt sich um das sog. militärische Amphitheater. Es weist 2 Bauphasen auf. Die erste war eine Holz-Erde-Konstruktion, die mit der Anwesenheit der legio XV Apollinaris (14-62 n.Chr.) oder der legio XIV Gemina in Verbindung gebracht wird. Hierauf folgte ein Ausbau in Stein.
Der Steinbau weist einen Zuschauerraum ungleicher Breite auf, der im Unterschied zur recht großzügig bemessenen Arena vergleichsweise wenige Zuschauer fassen konnte (etwa 8000 Personen). Die Umfassungsmauer ist an ihrer nördlichen Langseite mit Mauerpfeilern gegliedert. Die Zugänge zu den einfachen Zuschauerplätzen erfolgten sicherlich über Treppen und/oder Durchgänge der Umfassungsmauer. Radialmauern zwischen der äußeren und einer inneren Umfassungsmauer stabilisierten den Zuschauerraum. Hierüber lagen die ehemals in Holz ausgeführten Sitzreihen. Nach innen folgte die Podiumsmauer, hinter der ein Bediengang für die Vorführungen in der Arena verlief. Die Hauptzugänge in die Arena liegen wie üblich in der Längsachse. Deren westlichem sind Kammern mit Gittereinlassungen vorgebaut, in denen man vermutlich die Tiere gefangen hielt, bevor man sie in Arena schickte. Weitere hervorgehobene Zugänge liegen in der Schmalachse: Dort führten sie zu gegenüber liegenden Logen mit Ehrenplätzen. An der Südseite liegt ein Nemesisheiligtum, in dessen Cella ein Kultbild der Diana-Nemesis und Weihaltäre gefunden wurden. Der Boden der arena bestand aus gestampftem Lehm, nur ein kleiner Teilbereich war gepflastert. In der Mitte wurde zu einem späteren Zeitpunkt gemauertes Becken eingelassen, das über einen Kanal entwässert werden konnte. Die Beziehung der Stifterinschrift des C. Domitius Zmaragdus auf diesen Steinbau wird zumeist vorausgesetzt, allerdings wurde die Inschrift nicht mehr in situ oder originärem Versturz gefunden, sondern verschleppt.
Literatur
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F. Miltner, RLÖ 17 (1933) 1 ff.
F. Miltner, Das zweite Amphitheater von Carnuntum (Wien 19495)
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Nemesisheiligtum:
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Gabrielle Kremer, Pagane Kulte der späten Kaiserzeit in Carnuntum, in: F. Humer u. a. (Hrsg.), A.D. 313 – Von Carnuntum zum Christentum, Katalog der Ausstellung im Archäologischen Museum Carnuntinum, Katalog des NÖ Landesmuseums NF 517 (St. Pölten 2014) 44 (academia.edu)
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