THYSDRUS - el-Djem, Außenansicht von Amphiheater 1 (Photo: R. Gogräfe).
THYSDRUS - el-Djem, Innenansicht von Amphiheater 1: man sieht die portae posticae in der Podiumsmauer der Arena, dahinter Arenaumgang und inneren Umgang (Photo: R. Gogräfe).
THYSDRUS - el-Djem, Blick durch die Längsachse von Amphiheater 1, unten der Arenakeller (Photo: R. Gogräfe).
THYSDRUS - el-Djem, Substruktionen der Zuschauerränge von Amphiheater 1 (Photo: R. Gogräfe).

Inschriften

Sitzplatzinschrift:

Literatur: Öffnet externen Link in neuem FensterM. Gauckler, Rapport épigraphique sur les découverts faites en Tunisie, Bulletin archéologique du Comité 1897, 377 Nr. 59.

Maße

Außen: 149,9 x 122,2 m
Arena: 64,5 x 38,8 m

Beschreibung

Das große Amphitheater von Thysdrus - el-Djem ist der zweite derartige Bau am Ort. Häufig wird er auch als das dritte Amphitheater der Stadt bezeichnet, was darauf zurückgeht, dass das Öffnet internen Link im aktuellen Fensterkleine Amphitheater einen tiefgreifenden Um- und Ausbau erfuhr und es deshalb auch als zwei verschiedene und übereinander folgende Bauten gewertet wird. Es handelt sich um das besterhaltene Amphitheater Nordafrikas und nach demjenigen in Öffnet internen Link im aktuellen FensterKarthago auch um das größte. Seine Datierung ist weder durch Grabungsergebnisse noch durch Bauinschriften gesichert, doch ist man sich einig, dass ein derart luxuriöser Bau allein in der Blütezeit der Stadt errichtet worden sein kann, d.h. im späten 2. und der ersten Hälfte des 3. Jhs. n.Chr. Konkreter bringt man das Wirken der Gordiane mit ihm in Verbindung, sei es nun Öffnet internen Link im aktuellen FensterGordian I. oder Öffnet internen Link im aktuellen FensterGordian III.

Die Außenfassade weist wie das Kolosseum in Rom 3 Etagen mit Arkadenreihen auf, darüber liegt eine Attikazone. Letztere erbrachte keinen Hinweis auf Masthalterungen für Sonnensegel. Die Halbsäulen in den Arkaden tragen unten korinthische, in der Mitte komposite und oben wiederum korinthische Kapitelle.

Durch die 64 Arkadeneingänge der Außenfassade betrat man einen einfachen äußeren Umgang. Von hier aus konnte man zwischen den überwölbten Radialmauern über Treppen die zweite Etage erreichen oder weiter nach innen in den mitteren ebenerdigen Umgang gehen. Vom mittleren Umgang führten ebenerdig die meisten Wege in den inneren Umgang, der unter der ima cavea lag und von dem aus weitere Durchgänge in den Gang hinter der Podiumsmauer der Arena führten. Über 14 kleine Treppen konnte man jedoch auch zum maenianum über der ima cavea gehen. Auffällig sind neben den Durchgängen in den Längsachsen 4 kleine Räume, die man vom inneren Durchgang aus betrat: Sie sind mit Mosaikböden ausgestattet und zeigen in den Rückwänden kleine Nischen. Hierdurch hervorgehoben liegt eine Deutung als Raum einer Korporation nahe, wie solche im großen Amphitheater in Öffnet internen Link im aktuellen FensterPozzuoli nachweisbar sind: Konkret liegt es nahe, an die Telegenii, die Sinematii und die Pentasii zu denken.

Die architektonisch klar erkennbaren Hauptzugänge in die Arena liegen in der Längsachse. In der Höhe des mittleren Umgangs konnte man zu beiden seiten Treppen betreten, die in den Keller der Arena führten, ähnlich den Zugangsmöglichkeiten im großen Amphitheater von Capua.

Ein Blick auf den Grundriss zeigt, dass der Bau eine im Verhältnis zu seiner Gesamtfläche kleine Arena besaß. Deren Podiumsmauer war oberhalb einer Marmorverkleidung im untersten Teil ursprünglich bemalt, doch haben sich keine figürlichen Darstellungen erhalten, wie etwa in Öffnet internen Link im aktuellen FensterPompeji oder Merida. Hinter der Podiumsmauer liegt ein überwölbter Umgang, von dem aus durch 12 Öffnet internen Link im aktuellen Fensterportae posticae die Gladiatoren die Arena betreten konnten.

Im Arenakeller führt der Gang der Querachse unter zwei rechteckige Öffnungen im Arenaboden, durch den man mittels Fahrstühlen (Öffnet internen Link im aktuellen Fensterpegmata) wilde Tiere in die Arena hochfahren konnte. An ihren Enden führen kleine Treppen in Wölbräume zwischen ebenerdigem mittlerem und innerem Umgang. In der Längsachse des Arenakellers liegen akls carcer gedeutete Räume und solche für die Wasserableitung.

Literatur

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Öffnet externen Link in neuem FensterM. Gauckler, Rapport épigraphique sur les découverts faites en Tunisie, Bulletin archéologique du Comité 1897, 377 Nr. 58-59.

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weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fensterfr.wikipedia.org/wiki/Amphith%C3%A9%C3%A2tre_d'El_Jem

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