Johannes Chrysostomos, contra ludos et theatra (= Nov. hom. 7).

Das Traktat entsand im Jahre 399 in Konstantinopel.

Lit.: Patrologia Graeca 56, 263-270; Öffnet externen Link in neuem FensterCatholica omnia (griech. Text); K.M.D. Dunbabin, Theater and Spectacle in the Art of the Roman Empire (London - Ithaca 2026) 230.

Johannes Chrysostomos, de circo.

Lit.: Öffnet externen Link in neuem FensterCatholica omnia (griech. Text); N. Saletta, S. Giovanni Crisostomo: Il discorso sul circo (Rom 1964)

Johannes Chrysostomos, hom. 5 in epist. ad Titum (=PG 62, 692-693)

Man hat damals Ringer und Turner förmlich angebetet. Der Krieg in Stadt, Dorf und Haus war permanent. Knabenschändung war an der Tagesordnung. Einer der heidnischen Philosophen stellte es als ein Gesetz auf, daß Sklaven nicht das Recht haben sollten, Knaben zu lieben und sich den Körper zu salben, gleich als ob die Päderastie ein Vorzug und eine Ehrensache wäre. Deshalb trieben sie auch dieses Laster öffentlich in den Häusern. Und wenn man ihre ganze Literatur durchforscht, so wird man bestätigt finden, daß sogar wider die Natur gefrevelt wurde, und daß Niemand dagegen auftrat. Ihre Dramen strotzen von Ehebruch, Wollust und Korruption. Es gab Orgien, die ganze Nächte dauerten, und Frauen bildeten das Publikum. Welche Verkommenheit! Man übernachtete im Theater, und die Jungfrau saß zwischen rasenden Jünglingen und mitten unter einem betrunkenen Haufen. Das waren Volksfeste, denen die Finsternis und ihre Werke das Gepräge gaben. Deshalb sagt der Apostel: „Auch wir waren einst unverständig, ungläubig, gingen in der Irre umher und fröhnten mancherlei Begierden und Gelüsten.“ Da ist ein Sohn, der sich in seine Mutter, eine Tochter, die sich in ihren Vater verliebt und dann erhenkt hat. Von der Päderastie, die man als „ein Spiel mit Knaben“ zu bezeichnen pflegte, läßt sich gar nicht reden. Aber willst du sehen, wie einer seine Mutter heiratet? Auch das gibt es bei ihnen, und was nun erst recht schlimm ist, es geschah das ohne Wissen, und ihr Gott verhinderte es nicht, sondern ließ diese Blutschande zu und zwar in einer erlauchten Familie. Wenn aber Leute, von denen man erwarten sollte, daß sie, wenn auch aus keinem andern Grunde, so doch aus Rücksicht auf die öffentliche Meinung auf dem Pfade der Tugend bleiben würden, — wenn diese sich solchen Lastern in die Arme warfen, was muß der in der Dunkelheit lebende Pöbel Alles verübt haben! Wie vielgestaltig erscheint hier die Wollust! Eine Ehefrau liebte einen andern Mann. Aus Liebe zum Ehebrecher bringt sie den heimgekehrten Mann um. Die Meisten von euch kennen ja wohl die Geschichte. Den Ehebrecher ermordete dann der Sohn des Getöteten, und auch die Mutter hat er abgeschlachtet. Dann verfiel er selber in Wahnsinn und ward von den Furien gejagt. Hierauf ging dieser Wahnsinnige fort, tötete noch einen andern Mann und heiratete dessen Weib. Was sind das für schreckliche Begebenheiten! (Übers. nach Öffnet externen Link in neuem FensterBibl. der Kirchenväter)

Lit.: K.M.D. Dunbabin, Theater and Spectacle in the Art of the Roman Empire (London - Ithaca 2026) 109.

Johannes Chrysostomos, hom. 37 in Matth. 6

Wann willst du also imstande sein, auf den hl. Paulus zu hören? Wann willst du deiner Fehltritte bewußt werden, wenn du immer und unaufhörlich von jenen Schauspielen trunken bist? Dass du hierher gekommen bist, ist gar nichts Bewundernswertes und Großes; oder vielmehr, es ist zum Verwundern. Denn hierher kommst du eben gewohnheits- und anstandshalber; dorthin gehst du dagegen voller Eifer, in Eile und mit dem größten Interesse. Das erkennt man an dem, was du beim Weggehen von dort nach Hause trägst. Den ganzen Schmutz, der dort über euch ausgeschüttet wurde durch Worte, durch Gesang, durch Gelächter, trägt da ein jeder von euch nach Hause; ja nicht bloß in sein Haus, sondern jeder auch in seine eigene Seele. Von dem, was keinen Abscheu verdient, wendest du dich ab; was dagegen Abscheu verdienst, das hassest du nicht, nein, du liebst es sogar. Da pflegen viele sich zu waschen, wenn sie von Gräbern zurückkommen; wenn sie dagegen von den Theatern heimkehren, seufzen sie nicht und vergießen keine Ströme von Tränen. Und doch ist ein Toter nichts Unreines, wohl aber verursacht die Sünde einen solchen Makel, dass du diesen auch mit tausend Wasserbächen nicht abwaschen kannst, sondern nur mit Tränen und reuigem Bekenntnis. Doch ist keiner, der diesen Makel empfindet, weil wir eben das nicht fürchten, was wir fürchten sollten; deshalb erschrecken wir auch vor dem, wovor wir nicht zu erschrecken brauchten.

Was soll auch dieses Getöse, was soll dieser Lärm, das höllische Geschrei und die teuflichen Spukgestalten? Da hat ein Jüngling langes Haar nach rückwärts hängen, macht sich selbst zum Weibe und bemüht sich durch Blick, Haltung, Kleider, kurz durch alles, den Eindruck eines zarten Mädchens hervorzurufen. Ein anderer, der schon im Greisenalter steht, läßt sich im Gegensatz zu diesem Jüngling die Haare scheren, gürtet sich die Lenden, legt früher noch als die Haare die Scham ab, und steht bereit, Backenstreiche zu empfangen und alles mögliche zu sagen und zu tun. Da stehen Weiber mit entblößtem Haupte, allen Schamgefühls bar; sie reden zum Volk und legen ihren ganzen Eifer in solche Schamlosigkeit, und teilen den Seelen ihrer Zuhörer ihre ganze eigene Frechheit und Zügellosigkeit mit. Ihr einziges Bestreben ist darauf gerichtet, alle Schamhaftigkeit mit der Wurzel auszurotten, die Natur zu schänden, die Lust des bösen Dämons zu befriedigen. Da sind schamlose Worte, noch schamlosere Kleidungen und ebensolche Frisuren; der Gang, das Gewand, die Stimme, Gliederverrenkungen, Augenverdrehungen, Pfeifen, Flöten, Dramen, Vorträge überhaupt alles ist da voller Wollust. Wie willst du also noch keusch bleiben, sag mir, wenn der Teufel dir diesen ungemischten Trank der Unzucht kredenzt, dir so viele Becher der Schamlosigkeit bereitet? Da gibt es ja Ehebrüche und Buhlerinnen, Hurenweiber und männliche Hetären, entmannte Jünglinge, alles, was gegen Gesetz und Natur ist, alles, was nur Schande und Schmach heißt. Also nicht lachen sollten die Zuschauer über derartige Dinge, sondern weinen und bitterlich seufzen. 

Nun denn, fragst du, sollen wir das Theater schließen und soll ob deiner Predigt ein allgemeiner Umsturz folgen? O, es ist vielmehr jetzt alles auf den Kopf gestellt. Denn sag mir, woher kommen denn die Verführer der Ehen? Nicht etwa von diesem Theater? Woher diejenigen, die das Brautgemach entweihen? Nicht etwa von jener Bühne? Kommen nicht daher die Männer, die für ihre Frauen unerträglich geworden sind; kommen nicht daher die Frauen, die von ihren Männern verachtet werden? Kommen nicht von dort die meisten Ehebrecher? Wer also alles in Verwirrung bringt, ist derjenige, der ins Theater geht; er ist's, der diesen schrecklichen Tyrannen herbeiführt. Aber nein, sagst du, das ist vielmehr durch die Gesetze so angeordnet und sanktioniert worden. Also Weiber rauben, Knaben schänden, Familien ruinieren ist Sache derer, die im Senat sitzen!? Und wer, fragst du, ist je ob solchen Schauspiels zum Ehebrecher geworden? Ja, wer ist es nicht geworden? Wenn es jetzt erlaubt wäre, Namen anzuführen, so würde ich dir zeigen, wie viele Männer dieses Schauspielhaus von ihren Frauen getrennt, wie viele durch jene Dirnen in Fesseln geschlagen wurden, und wie sie die einen vom Ehebett selbst losrissen, die anderen gleich von Anfang an am Ehebund hinderten. Wie nun, sag mir, sollen wir jetzt alle Gesetze umstürzen? Ja, es heißt vielmehr die Gesetzlosigkeit umstürzen, wenn man diese Theater auflöst. Aus ihnen stammen alle jene, die die Städte verderben; das sind die Brutnester der Empörungen und Unruhen. Ja, diejenigen, die unter solchen Spielen aufwachsen, die ihre Stimme der Sinnenlust opfern, deren Beschäftigung es ist, Beifall zu schreien und jede Schändlichkeit zu tun, die sind es auch zumeist, die die Bevölkerung aufreizen und die in den Städten Unruhen verursachen. Ja, wenn einmal die Jugend sich dem Nichtstun ergeben hat, und unter solcher Schlechtigkeit aufwächst, dann wird sie schlimmer als alle wilden Tiere. (Übers. nach Öffnet externen Link in neuem FensterBibl. der Kirchenväter)

Lit. und Übersetzung: A. Puk, das römische Spielewesen in der Spätantike, Millennium-Studien, 48 (Berlin - Boston 2014) 289; K.M.D. Dunbabin, Theater and Spectacle in the Art of the Roman Empire (London - Ithaca 2026) 119.

Literatur

W. Mayer - P. Allen, John Chrysostom (London 2000); B. Leyerle, Theatrical shows and ascetic lives: John Chrysostom's attack on spiritual marriage (Berkeley 2001); Ruth Webb, Demons and Dancers: Performance in Late Antiquity (Cambridge M.A. 2008) 175-196.

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem FensterCenter for early Christian studies

Öffnet externen Link in neuem Fensterwikipedia