Flavius Josephus, ant. XV 6,7; bell. I 20,2.
Libanios, ep. 217; 218; 1180; 1399; or. I 5; or. II; or. III 12; or. XI.
Malalas IX 5; XIII 30.
Quellentexte
Cassius Dio LI 7,6-7:
„Als in der Folgezeit Antonius weder persönlich erschien noch ihnen eine Nachricht zugehen ließ, kamen sie schließlich zu der Meinung, er müsse tot sein, und schlossen - freilich nur widerstrebend - ein Abkommen unter der Bedingung, dass sie niemals mehr als Gladiatoren kämpfen müßten. Und Didius überließ ihnen Daphne, die Vorstadt von Antiocheia, zur einstweiligen Verfügung, bis die Angelegenheit Cäsar zur Kenntnis gebracht werde. (7) Die Leute wurden freilich später von Messalla betrogen und unter dem Vorwand, sie würden sogar in die Legionen eingereiht, an verschiedene Orte gesandt, wo man sie dann auf irgendeine geeignete Art aus dem Wege räumte." (Übers. nach O. Veh)
Vgl. Cassius Dio LI 7,2-3.
Flavius Josephus, ant. iud. XV 6,7 (195).
Flavius Josephus, bell. iud. I 20,2 (391).
Libanios, or. XI 219 (Antiochikos):
(219) τίς δ’ ἂν ἐϕίκοιτο διεξιὼν ἕτερα ϑεάτρων εἴδη, τὰ μὲν ἀϑληταῖς ἐναγωνίσασϑαι πεποιημένα, τὰ δὲ ἀνδράσι πρὸςϑηρία, πάντα ἐν μέσῃ τῇ πόλει καὶ οὐκ ἀναγκάζοντα προλυπηϑῆναι τῶν ἡδέων τῷ μήκει τῆς ἐπ’ αὐτὰ πορείας;
„Und wer vermöchte wohl alle die verschiedenen Arten von Arenen aufzählen, die einen gebaut für den Sportwettkampf, die anderen für die Tierhetze, alle inmitten der Stadt gelegen, damit niemand durch die Länge des Weges ermüdet, noch ehe die Freude des Wettkampfs beginnt.“
Lit.: deutsche Übersetzung bei Libanios, Antiochikos (or. XI). Zur heidnischen Renaissance in der Spätantike, übersetzt und kommentiert von Georgios Fatouros und Tilman Krischer (Wien – Berlin 1992) 50.
Malalas IX 5 (217 Dindorf):
ἔκτισε δὲ ἐκεῖ ἄνω καὶ μονομάχιον καὶ ϑέατρον.
„Er (d.h. Cäsar) gründete aber dort auch eine Arena für Gladiatoren und ein Theater.“
Lit.: M. Horster, Literarische Zeugnisse kaiserlicher Bautätigkeit, Beiträge zur Altertumskunde 91 (Stuttgart - Leipzig 1997) 81 ff.
Malalas XIII 30 (339):
Lit.: C. Kondoleon, Antioch, the lost city (Princeton 2000) 155-160; A. Puk, Das römische Spielewesen in der Spätantike, Millennium-Studien, 48 (Berlin - Boston 2014) 253 u.ö.
Maße
Lage
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Beschreibung
Das Amphitheater ist im Gelände nicht sicher lokalisiert, die Identifikation einer im Süden der modernen Stadt gelegenen Senke als Reste der Arena bleibt zu verifizieren. Durch die Nachricht, es sei bereits unter Julius Cäsar erbaut worden, lässt es sich unter die frühen und noch republikanischen Bauten einordnen. Zudem gehörte es zu den seltenen Amphitheatern im griechisch sprechenden Osten.
Die früheste Präsentation von Gladiatoren im Osten fand ebenfalls in Antiocheia am Orontes statt, nämlich beim berühmten Festzug Antiochos' IV. im Jahre 166 v.Chr. - freilich noch nicht in diesem Amphitheater.
Literatur
L. Robert, Les gladiateurs dans l'Orient grec (Paris 1940) 136.
J. Lassus, Remarques sur l'Antioche romain, in: Thèmes de recherche sur les villes d'Occident, Strassbourg, 1-4 octobre 1971 (Paris 1977) 219-236.
ders., La ville d’Antioche à l’époque romaine d’après l’archéologie, in: ANRW II 8 (1977) 68.
J.Cl. Golvin, L'amphithéâtre romain. Essai sur la théorisation de sa forme et de ses fonctions, I-II (Paris 1988) 42.
G. Downey, A History of Antioch in Syria from Seleucus to the Arab Conquests (Oxford 1961) 155 f.
G. Downey, Ancient Antioch (Princeton 1963) 76. 181 f.
R. Lassus, Thèmes de recherches sur les villes antiques d’Occident, Strasbourg, 1er - 4 octobre 1971 (Paris 1977) 219-236.
R. Lassus, La ville d’Antioche à l’époque romaine d’après l’archéologie, in: ANRW II 8 (Berlin - New York 1977) 68.
J.-Cl. Golvin, L'amphithéâtre romain (Paris 1988) 42.
K. Welch, The Roman Arena in Late-Republican Italy: a new interpretation, JRA 7, 1994, 59-79.
K. Welch, The Roman Amphitheatre from its Origins to the Colosseum (Cambridge 2007) 259-263 Nr. 19.
H. Dodge, Amphitheatres in the Roman East, in: T. Wilmott (Hrsg.), Roman Amphitheatres and spectacula: a 21st-Century Perspective, Papers from an international conference held at Chester, 16th-18th February, 2007, BAR Int. Ser. 1946 (Oxford 2009) 31 f.
Veranstaltungen
Festzug von Antiochos IV. Epiphanes (166 v.Chr.)
Polybios XXXI 25,1 ff.
Olympische Spiele
Libanios, ep. 1180 (ed. Foerster; Brief des Jahres 364 an den Proconsul der Provinz Asiae):
„An Elpidios
Von den Olympischen Spielen habe ich mir anderes versprochen, dass sie nämlich die glanzvollsten würden, die es jemals gegeben hat, und dass sie vor deinen Augen stattfinden würden und vor jenen großen und schönen und furchterregenden Augen, welche das Licht der Sonne - wie mir scheint: ihr zur Strafe - verlassen haben (d.i. Julian Apostata). ... Dir freilich ist vom Schicksal bestimmt, das Fest zu fördern, denn die Gottheit hat dich in eine solche Position gebracht, dass das Gelingen der Spiele zum größten Teil in deinen Händen liegt. Ist doch Jonien in mancher Hinsicht ein schönes Land, nicht zuletzt deshalb, weil es edle Wettkämpfer hervorbringt. Diese lädt der Veranstalter der Spiele ein, indem er zum Ruhm des Siegeskranzes noch Preise in Geld hinzufügt. ... ”
Lit.: G. Fatouros - T. Krischer (Hrsg.), Libanios Briefe. Griechisch - deutsch (München 1980) 106-107.
Bemerkungen zum Spielewesen im 4. Jh.n.Chr.:
Libanios, or. I 5:
Die folgende Bemerkung zielt auf die Veranstaltungen in Theater und Hippodrom ab, die Zweikämpfe meinen Gladiatorenkämpfe:
„ ... und ich hatte schon mein fünfzehntes Lebensjahr erreicht: Da ergriff mich heftige Liebe zur Kunst des Wortes. Vergessen waren die Reize des Landlebens, verkauft die Trauben, ein Geschöpf, das imstande ist einen Jungen zu tyrannisieren: Wagenrennen und alle Bühnenspiele waren abgetan, und - damit verblüffte ich jung und alt - ich ging nicht mehr als Zuschauer zu jenen Zweikämpfen, in denen Männer fielen oder siegten, die man als Schüler der 300 bei den Thermopylen bezeichnen konnte. Der Spielegeber war mein Onkel mütterlicherseits, und er lud mich zum Zuschauen ein, ... ” (Übers. nach P. Wolf)
Spielegeber war sein Onkel Panolbios (Libanios or. LIII 4), und demnach scheint es sich hier um die Olympischen Spiele in Antiocheia zu handeln, in deren Rahmen die fraglichen Wettkämpfe abgehalten wurden. Erstaunlich und befremdlich wirkt auf uns, dass Libanios tatsächlich diese besondere Stunde griechischer Geschichte mit den Kämpfen von (todgeweihten?) Gladiatoren vergleicht.
Lit.: L. Robert, Les gladiateurs dans l'Orient grec (Paris 1940) 254-255.
Libanios, or. III 12:
In einer Klage über die Ablenkungen der Schüler vom Rhetorikunterricht durch die Veranstaltungen im Hippodrom, Theater und wohl auch Amphitheater:
„ ... Während des Vortrags aber verständigt man sich in Zeichensprache über Wagenlenker, Mimen, Pferde und Pantomimen oder über einen Kampf, der stattgefunden hat oder bevorsteht.“ (Übers. nach P. Wolf)
Libanios, ep. 217 (ed. Foerster; Brief des Jahres 360 an den consularis Phoenices):
„An Andronikos
... Das Ehrenamt, welches mein Vetter übernommen hat, geht zu Ende, und es ist üblich, dass bei solchen Ehrenämtern die letzten Aufgaben auch die größten sind. Er aber möchte vornehm (alle anderen) übertreffen, um in allem, was er tut, der Erste zu sein, indem er nicht allein größere Preise aussetzt als alle früheren und nicht nur mehr Tiere in der Arena töten läßt, sondern auch aus allen anderen Gegenden eine größere Zahl von Männern aufstellt, die gegen sie kämpfen. Denn das bedeutet wahrhaftig den Schlussstein darauf setzen. Doch mit Jägern (die anderen) übertrumpfen zu können, ist er auf Deine Hilfe angewiesen. ... Außerdem, wenn die Männer Erstaunliches leisten und durch Intelligenz über die Kraft der wilden Tiere obsiegen, dann werden die Zuschauer Phönikien loben, weil sie froh über die Leistung sind."
Der Vetter des Libanios hatte für das Jahr 360 das Amt des Syriarchen übernommen. Für die Inhaber dieses Amtes gehörte es zu den vornehmsten Pflichten, Spiele in Circus, Arena und Theater zu veranstalten. Für die Beschaffung der venatores war er aber offensichtlich auf die Hilfe des Kaisers angewiesen. Diese kam schließlich nicht zustande, wurden die Spiele dieses Jahres aufgrund eines kaiserlichen Ediktes nicht abgehalten. Dies geht aus ep. 218 hervor.
Libanios, ep. 218 (ed. Foerster; Brief des Jahres 360 an den Hofbeamten Eusebios):
„ An Eusebios:
»Die Tiere sollen geschont werden und keiner soll welche töten, und die Schauspiele sollen ohne Blutvergießen sein, und der Besitzer soll nicht mehr die uneingeschränkte Gewalt über das Seine haben.« Solches schreibt sich sehr leicht und noch viel Unsinnigeres, aber du sollst prüfen, ob es zu deinem Verstand und zu den Hoffnungen, die du geweckt hast, passt, auf solche Ungereimtheiten zu verfallen. Worum es aber im Augenblick geht, ist Folgendes: Mein Vetter in seinem Wahn hat dieses schwere Ehrenamt für das Gemeinwesen übernommen, ....
Denn er hat nicht nur sein eigenes Vermögen verbraucht, sondern auch von seinen vielen Freunden nicht Weniges hinzugefügt, um von überall her wilde Tiere herzuschaffen und Männer, die gegen sie kämpfen. ...
Da er aber nicht folgen wollte, muss er der Not gehorchen und lädt die Städte ein, um das Ende herbeizuführen, du aber lässt dies nicht zu. Soll er etwas verhindern, dass die Zuschauer weiterhin zusammenströmen, indem er ausrufen lässt, sie sollten an Ort und Stelle auf den Winter warten? (Anm.: dann nämlich komme der Kaiser Julian nach Antiocheia und mache selbst Jagd auf die Tiere) Ich weiß nicht, was ihm eine größere Blamage und höhere Unkosten bereiten könnte. ...
Soll er nun einladen und die übrigen Vorbereitungen treffen, dabei aber für die Bären beten und verbieten, sie auch nur mit der Gerte zu schlagen? Welchen Reiz hätte das? Würde das nicht allenthalben Gelächter hervorrufen? Was ist daran eines Kranzes wert? Wer kann das Pfeifen und Buhrufen ertragen? Und wenn sie verlangen, die Tiere zu verwunden, was soll er dann antworten? ...
Die wilden und besonders gefährlichen Tiere wurden ohnehin dem Kaiser zum Geschenk gemacht und ihrer warten die Geschosse der Edlen. Die übrigen jedoch, die seiner Blicke nicht würdig sind, könnten dem Volk zur Freude werden. ... ” (Übers. nach G. Fatouros - T. Krischer)
Lit.: J.H.W.G. Liebeschütz, The Syriarchy in the fourth Century, Historia 8, (1959, 118-121; A. Puk, Das römische Spielewesen der Spätantike, Millenium-Studien, 48 (Berlin - Boston 2016) 98.
Libanios, ep. 1399 (ed. Foerster; Brief aus dem Jahre 364 an den vicarius Asiae namens Kaisarios):
„An Kaisarios
Nun ist es an der Zeit für dich, unserer Stadt, deren Zögling du bist, die Dankesschuld für die mannigfaltigen Reden abzutragen, mit denen sie dich bewirtete, und für die übrige Erziehung, die sie deiner Seele zur allgemeinen Bewunderung angedeihen ließ. Sind doch die jetzigen Ämter Früchte jenes Unterrichts, der dich auch die höchste Sprosse bald wird erklimmen lassen. ... Weißt du doch, dass das Volk am Pferderennen (Hippodrom) Gefallen findet und dass es auch Theaterveranstaltungen liebt, dass ihm aber nichts soviel bedeutet wie die Kämpfe von wilden Tieren gegen Menschen, wenn jene unentrinnbar den Tod zu bringen scheinen und diese dann durch Intelligenz obsiegen. Zu den anderen Veranstaltungen macht es sich bei Tagesanbruch auf den Weg, für die Tierkämpfe aber ertragen die Menschen sogar eine Nacht unter freiem Himmel und die Steine scheinen ihnen weicher als ihr Bett. So beginnt das Werk der Jäger, ehe es die Augen der Zuschauer sehen können. Diese Schauspiele also haben hier lange wegen der hohen Unkosten ausgesetzt. Jetzt aber kehren sie durch das ehenamtliche Wirken des Kelsos wieder oder - wenn du so willst - durch seinen Überfluss. ... das Glück gibt ihm die Möglichkeit, seine Einsicht aber ließ ihn die Aufgabe übernehmen, obwohl er berechtigt war, sie abzulehnen, da er Kranz, Amtstracht und was dazugehört an den eben der Mutterbrust entwöhnten Sohn abgetreten hat. ... Da er aber wusste, dass der troische Ida unbezwingbare Arten von Bären hervorbringt - die Hauptsache daran ist aber der Schrecken, den sie verbreiten, da sie nicht leicht zu täuschen, sondern selbst hinterlistig sind - so schickte er also Polykarpos, ... um jene Schreckenstiere zu holen. ... Es sind aber etwa 17 Städte, und wenn alle diese Städte Freude und Lob äußern, dann kann nicht verborgen bleiben, woher das alles kommt und wer es geschickt hat." (Übers. nach G. Fatouros - T. Krischer)
Lit.: O. Seeck, Die Briefe des Libanius zeitlich geordnet, Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 15,1/2 (Leipzig 1906) 410; vgl. den Kommentar bei G. Fatouros - T. Krischer (Hrsg.), Libanios Briefe. Griechisch - deutsch (München 1980) 356-362.