Im Codex Justinianus oder Corpus iuris civilis wurden sämtliche römischen Gesetze zusammengefasst, die seit der Regierungszeit von Kaiser Hadrian erlassen worden waren. Hierzu wurden der ältere Codex Theodosianus sowie weitere Gesetzessammlungen wie der Codex Gregorianus und der Codex Hermogenianus benutzt. Ein zweiter Teil wird Digesten oder Pandecten genannt und stammt aus dem Jahre 533: Hierin sind Texte römischer Juristen wie des Ulpian sowie aktuelle Erlasse zusammengefasst. Der dritte Teil sind die Institutionen, eine Art Textbuch für Rechtsschulen. Weitere später erlassene Gesetze sind in den Novellen niedergeschrieben.
Institutiones
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Ausgewählte Texte
CJ.10.54.0. De athletis.
CJ.10.54.1:
Imperatores Diocletianus, Maximianus
Athletis ita demum, si per omnem aetatem certasse, coronis quoque non minus tribus certaminis sacri, in quibus vel semel romae seu antiquae graetiae, merito coronati non aemulis corruptis ac redemptis probentur, civilium munerum tribui solet vacatio.
Diocl. et Maxim. AA. et CC. Hermogeni.
„Die Kaiser Diokletian und Maximian.
Den Athleten pflegt nur dann Befreiung von den städtischen Ämtern bewilligt zu werden, wenn sie das ganze Leben hindurch Wettkämpfe bestritten haben und auch nicht weniger als drei Siegeskränze des heiligen Wettkampfes, darunter wenigstens ein Mal in Rom oder Griechenland verdientermaßen geschmückt worden zu sein, ohne die Gegner bestochen oder gekauft zu haben."
Lit.: P. Mauritsch - W. Petermandl - H.W. Pleket - I. Weiler (Hrsg.), Quellen zum antiken Sport, griechisch/lateinisch und deutsch, Texte zur Forschung, 102 (Darmstadt 2012) 276-277 Q195.
Digestae 3,1,1,6.
... removet autem a postulando pro aliis et eum, qui ... operas suas, ut cum bestiis depugnaret, locaverit. ... ergo qui locavit solus notatur, sive depugnaverit sive non: quod si depugnaverit, cum non locasset operas suas, non tenebitur: non enim qui cum bestiis depugnavit, tenebitur, sed qui operas suas in hoc locavit. denique eos, qui virtutis ostendendae causa hoc faciunt sine mercede, non teneri aiunt veteres, nisi in harena passi sunt se honorari: eos enim puto notam non evadere. sed si quis operas suas locaverit, ut feras venetur, vel ut depugnaret feram quae regioni nocet, extra harenam: non est notatus. his igitur personis, quae non virtutis causa cum bestiis pugnaverunt, pro se praetor permittit allegare, pro alio prohibet. .. | ... In diesem Erlass schließt der Prätor vom Auftreten in fremder Sache auch aus..., wer sich verdungen hat, mit wilden Tieren zu kämpfen... Schon wer sich bloß verdungen hat, genießt schlechten Leumund, mag er gekämpft haben oder nicht. Kämpfte er jedoch, ohne sich verdungen zu haben, so trifft ihn kein Tadel. Denn nicht, wer mit wilden Tieren kämpfte, ist schlecht beleumundet, sondern wer sich dazu verdungen hat. Diejenigen, welche dies zum Beweis ihrer Tapferkeit unentgeltlich tun, trifft nach Ansicht der alten Juristen daher kein Vorwurf; es sei denn, dass sie sich noch in der Arena dafür belohnen ließen: Diese entgehen nämlich meines Erachtens der Ehrlosigkeit nicht. Wer sich aber zur Jagd auf wilde Tiere außerhalb der Arena verdungen hat, oder zur Bekämpfung eines Tieres, das in der Gegend Schaden anrichtet, der ist nicht übel beleumundet. Denjenigen Personen also, die nicht zum Beweis ihrer Tapferkeit mit wilden Tieren kämpfen, erlaubt der Prätor nur in eigener Sache Anträge zu stellen, in fremder Angelegenheit verbietet er es ihnen. |
Digestae 3,2,2,5.
... : Ait praetor: ›qui in scaenam prodierit, infamis est‹. scaena est, ut Labeo definit, quae ludorum faciendorum causa quolibet loco, ubi quis consistat moveaturque spectaculum sui praebiturus, posita sit in publico privatove vel in vico, quo tamen loco passim homines spectaculi causa admittantur. eos enim, qui quaestus causa in certamina descendunt et omnes propter praemium in scaenam prodeuntes famosos esse Pegasus et Nerva filius responderunt. | ... Der Prätor sagt: »Wer auf einer Bühne auftrit, ist ehrlos.« Eine Bühne ist, wie Labeo definiert, eine Einrichtung zur Abhaltung von Schauspielen an beliebigem Ort, wo jemand steht und sich bewegt, um sich Zuschauern darzubieten, in der Öffentlichkeit oder in einem Privathaus, auch in einem Dorf, wo jedoch Menschen unterschiedslos Zutritt zum Zuschauen gewährt wird. Diejenigen nämlich, die sich aus Gründen des Gelderwerbs zu Wettkämpfen erniedrigen, sowie alle, die zwecks Erlangung einer Belohnung auf einer Bühne auftreten, seien ehrlos, haben Pegasus und der jüngere Nerva zum Bescheid gegeben. |
Digestae 3,2,3
... Qui autem operas suas locavit, ut prodiret artis ludicrae causa neque prodit, non notatur: quia non est ea res adeo turpis, ut etiam consilium puniri debeat. | ... Wer aber seine Arbeiten vermietet, damit er bei einer Unterhaltungskunst auftrete und dann aber nicht auftritt, gilt nicht als infam: denn das ist keine so schändliche Sache, dass bereits der Plan bestraft werden müsste. |
Digestae 3,2,4 pr.
... : Athletas autem Sabinus et Cassius responderunt omnino artem ludicram non facere: virtutis enim gratia hoc facere. et generaliter ita omnes opinantur et utile videtur, ut neque thymelici neque xystici neque agitatores nec qui aquam equis spargunt ceteraque eorum ministeria, qui certaminibus sacris deserviunt, ignominiosi habeantur. | ... Athleten betreiben aber nach Auskunft von Sabinus und Cassius keineswegs die Schauspielkunst; sie betätigen sich vielmehr um der körperlichen Ertüchtigung willen. Und überhaupt sind alle der Meinung und erscheint es als richtig, dass weder musische noch athletische Wettkämpfer, weder Wagenlenker noch diejenigen, die Wasser auf die Pferde sprengen, oder sonstige Geschäftsträger bei den heiligen Spielen als ehrlos einzuschätzen seien. |
Digestae 3,2,4,1
... Designatores autem, quos Graeci βραβευτής appellant, artem ludicram non facere Celsus probat, quia ministerium, non artem ludicram exerceant. et sane locus iste hodie a principe non pro modico beneficio datur. | ... Dass aber die Kampfrichter, welche die Griechen brabeutēs nennen, nicht die Schauspielkunst betreiben, billigt Celsus, weil sie ein Amt, nicht die Schauspielkunst ausüben. Und in der Tat wird diese Stellung heutzutage vom Kaiser als nicht geringe Auszeichnung verliehen. |
Digestae 35,1,36pr.
... Publius Maevius testamento suo ita cavit: "quisquis mihi heres heredesve erunt, do lego fideique eorum committo, uti dent Gaio Seio sororis meae filio in honorem consulatus quadringenta": vivo Maevio Seius consul designatus est et munus edidit: deinde ex calendis Ianuariis consulatum ingressus est atque ita Maevius decessit: quaero, an quadringenta Seio debeantur. Marcellus respondit deberi. | ... Publius Maevius hat in seinem Testament so verfügt: Wer auch immer mein Erbe oder meine Erben sein wird, dem gebe, vermache und übermittle ich auf deren Treue, dass sie dem Gaius Seius, dem Sohn meiner Schwester, 40 zu Ehren seines Konsulats geben. Zu Lebzeiten des Maevius war Seius zum Konsul designiert und veranstaltete einen munus (d.i. Gladiatorenkampf). Darauf ist er am 1. Januar in das Konsulat eingeführt worden und Maevius starb vorher. Ich frage: Sind die 40 dem Seius auszuhändigen? Marcellus antwortet: Sie sind! |
Digestae 50,8,6:
.... Legatam municipio pecuniam in aliam rem quam defunctus voluit convertere citra principis auctoritatem non licet. et ideo si unum opus fieri iusserit, quod falcidiae legis interventu fieri non potest, permittitur summam, quae eo nomine debetur, in id, quod maxime necessarium rei publicae videatur, convertere: sive plures summae in plura opera legantur et legis falcidiae interventu id quod relinquitur omnium operum exstructioni non sufficit, permittitur in unum opus, quod civitas velit, erogari. sed municipio pecuniam legatam, ut ex reditu eius venatio aut spectacula edantur, senatus in eas causas erogare vetuit: et pecuniam eo legatam in id, quod maxime necessarium municipibus videatur, conferre permittitur, ut in eo munificentia eius qui legavit inscriptione notetur. | „ .... Es ist nicht erlaubt, dem Municipium zur Verfügung stehendes Geld für eine andere Sache auszugeben als es der Verstorbene wollte ohne die Erlaubnis des Princeps. Und wenn einer verfügt hat, dass ein bestimmtes Werk ausgeführt wird, dieses durch die Bestimmung der lex Falcidia aber nicht ausgeführt werden kann, dann darf die Summe, welche in seinem Namen geschuldet wird, dafür verwendet werden, was dem Staat am nützlichsten erscheint. Wenn mehrere Summen für mehrere Gebäude bestimmt waren und diese durch die Bestimmung der lex Falcidia für die Ausführung aller Werke nicht ausreicht, dann wird es gestattet, es für ein Gebäude auszugeben, welches die Bürgerschaft wünscht. Aber der Senat hat aus diesen Gründen verboten, dem Municipium vermachtes Geld, das hieraus zurückgeflossen ist so zu verwenden, dass hiervon eine venatio oder spectacula gegeben werden. Es wird erlaubt, dass das vermachte Geld für einen Zweck, welcher den Bürgern am nützlichsten erscheint, transferiert werden kann, wenn derjenige, der es vermacht hat, mit seiner Großzügigkeit in einer Inschrift erwähnt wird." |
In der Zeit der Kaiser Hadrian oder Antoninus Pius wurde festgelegt, dass Geld, welches der Gemeinde für venationes oder spectacula gewährt wurde, im Falle eines anderen Gebrauchs für öffentliche Bauarbeiten, nicht für Jagdvorführungen und spectacula gebraucht werden dürfe.
Lit.: A. Watson (Hrsg.), The Digest of Justinian [with Latin text edd. T. Mommsen and P. Krüger] (Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press, 1985); A. Watson (Hrsg.), The Digest of Justinian [revised English-language edition] (Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press, 1998); K.M. Coleman, Exchanging gladiators for an aqueduct at Aphrodisias, Acta Classica 51, 2008, 35.
Novellae CV, I, de consulibus (536 n.Chr.)
Quantacumque ergo competens est dari ab eo qui a nobis eligitur per annum consule occasione sportularum omnium et distributionum et expensarum, haec omnia componentes scriptione huic nostrae interponi sacrae iussimus legi: in legis enim hoc ponimus schemate, ut transcendenti etiam poena quaedam inferatur competens. Reditus autem eorum imminutos omnes esse volumus. | Wie hoch auch immer der Aufwand ist, der von dem gegeben werden muss, welcher von uns zum jährlichen Konsul erwählt wird und bei dieser Gelegenheit Geschenke und Verteilungen und Ausgaben hat, dies alles ordnen wir an, in einem Schriftsatz niederzulegen, der diesem Gesetz beigefügt ist. Wir haben dies nämlich in einem Gesetz niedergelegt, damit derjenige, welcher es übertritt, mit einer Strafe belegt wird. Das Vermögen derer wollen wir ganz vermindert sehen. |
Si enim hoc adinventum est, ut spectacula ad animi voluptatem agantur populo, haec autem a nobis determinantur in circensibus et bestiarum spectaculis et thymelae delectatione, nullo horum noster privabitur populus. Sed erit quidem ei processus primus quo suscipit consulatum et huius possidet codicillos, kalendis Ianuariis. | Wenn dies nämlich eingeführt worden ist, damit dem Volk die Spectacula zur Freude seines Geistes aufgeführt werden, so ist dies aber von uns bestimmt worden, dass diese aus Circusrennen und Tierkämpfen und musischen Unterhaltungen bestehen, und so wird es unserem Volk an nichts davon mangeln. Der erste Aufzug wird am 1. Januar sein, wenn er das Amt des Konsuls erhält und das Ernennungsschreiben besitzt. |
Post illum vero secundum agit spectaculum certantium equorum, quam mappam ..... semel exhibendum; et post illud quod dicitur totius diei, ubi et multa delectatione complebit populum hoc quod vocatur pancarpon [Latine silva] conspectum, et cum bestiis pugnantes homines et vincentes audacia, insuper et interemptae bestiae. | Nach jenem gibt es aber ein zweites Spektakel von Pferderennen, welches die Mappa (ist ... und) ein Mal zu veranstalten ist. Und danach, (wird es ein Spektakel geben), welches einen ganzen Tag andauern soll, und an dem das Volk sowohl mit viel Freude teilhaben wird, weil dort ein Pankarpon sichtbar sein wird, als auch, weil dort Menschen mit Tieren kämpfen und die Sieger sich durch Kühnheit auszeichnen, ferner gibt es abgeschlachtete Bestien. |
Quintum quoque faciet processum qui ad theatrum ducit, quem pornas vocant, ubi in scena ridiculorum est locus tragoedis et thymelicis choris, et spectaculis universis atque auditibus apertum est theatrum. | Das fünfte wird ein Processus sein, der im Theater stattfindet, welcher Pornai genannt wird, wobei es auf der Bühne Spaßmacher geben wird und Tragödien und musikalische Chöre, und das Theater wird für alle Arten von Aufführungen und Hörgenüsse offen sein. |
Rursus quidem spectaculum equorum certantium edit seu quae vocatur mappa, sextum agens hunc conventum. Ex hoc deponit annalem hunc honorem, in depositione agens sollemnem editionem. | Noch einmal veranstaltet er ein Spektakel mit Pferderennen, welches Mappa genannt wird. Hierbei handelt es sich um die sechste Veranstaltung. Danach legt er dieses einjährige Ehrenamt nieder, und bei der Niederlegung veranstaltet er die jährlich wiederkehrende Aufführung. |
Et ita septem noctium et processuum complebitur cursus nullam specierum antiquitus statutarum derelinquens. Unam siquidem aliam adinvenire mappam duoque continuare quae vocantur theatrum amphitheatrum, et non priori horum contentos esse, palam est quia nihil novi ultra id quod prius agitur habet. Sufficere itaque rite causa putabitur, et singulae dantur clare et non in tantum, ut iam populo etiam odibile sit: in his enim quae raro fiunt miraculum est. Haec itaque de consularibus a nobis scripta et determinata sunt expensis. | Und so wird die Reihe der sieben Feiern und Processi vollendet sein, ohne eine von alters her eingeführte Regel außer Acht gelassen zu haben. Und ein weiteres Pferderennen ist hinzuzufügen und mit zwei weiteren Veranstaltungen fortzusetzen, welche Theater und Amphitheater genannt werden, und die ersten davon müssen nicht damit zufrieden sein, wenn offenkundig ist, dass nichts Neues zu dem hinzugefügt ist, was früher bereits aufgeführt wurde. Dies auszuführen wird für den richtigen Grund gehalten, und jede der Veranstaltungen soll mit Ruhm gegeben werden und nicht in einer Weise, dass es dem Volk zuwider ist. Es ist nämlich so, dass Dinge, die selten sind, für Wunder gehalten werden. Deshalb sind diese Dinge über die Konsuln von uns aufgeschrieben und gemäß ihren Ausgaben festgelegt worden. |
Lit.: Das Corpus Iuris Civilis, ins Deutsche übersetzt von einem Verein Rechtsgelehrter und herausgegeben von K.E. Otto - B. Schilling - K.F.F. Sintenis, VII. Novellen, Edikte, Konstitutionen, Lehnrechtsbücher (Leipzig 1833; ND Aalen 1985) 500-501; R. Delbrueck, Die Consulardiptychen und verwandte Denkmäler, Studien zur spätantiken Kunstgeschichte, 2 (Berlin - Leipzig 1929); K. Neiiendam, The Art of Acting in Antiquity, Iconographical Studies in Classical, Hellenistic and Byzantine Theatre (Kopenhagen 1992) 107-108.