A. war einer der wichtigsten lateinischen Kirchenväter in der Spätantike. Er ist auch unter den Namen Augustinus von Thagaste bekannt, wo er am 13. November 354 geboren wurde. 387 ließ er sich taufen und war später Rhetor in Thagaste, Karthago, Mailand und Rom. 430 verstarb er in Hippo Regius, wo er bis zu seinem Tod Bischof war.
weblinks:
de.wikipedia.org/wiki/Augustinus_von_Hippo
Lit. allg.: H.-I. Marrou, Augustinus und das Ende der antiken Bildung (Paderborn 1982) (franz. Orig.: Saint Augustin et la fin de la culture antique, Paris 1958).
Augustinos, De baptismo contra Donatistas VII 53,101.
Augustinus, de catechizandis rudibus 25 (latein. Text):
Sunt etiam homines qui nec divites quaerunt esse, nec ad vanas honorum pompas ambiunt pervenire: sed gaudere et requiescere volunt in popinis et in fornicationibus, et in theatris atque spectaculis nugacitatis quae in magnis civitatibus gratis habent. ... Studiis autem spectaculorum fiunt daemonibus similes, clamoribus suis incitando homines, ut se invicem caedant, secumque habeant contentiosa certamina qui se non laeserunt, dum placere insano populo cupiunt: quos si animadverterint esse concordes, tunc eos oderunt et persequuntur, et tamquam collusores ut fustibus verberentur exclamant, et hanc iniquitatem facere etiam vindicem iniquitatum judicem cogunt; si autem horrendas adversus invicem inimicitias eos exercere cognoverint, (sive sintae qui appellantur, sive scenici et thymelici, sive aurigae, sive venatores, quos miseros non solum homines cum hominibus, sed etiam homines cum bestiis in certamen pugnamque committunt,) quo majore adversus invicem discordia furere senserint, eo magis amant et delectantur, et incitatis favent, et faventes incitant, plus adversus se ipsos insanientes ipsi spectatores alter pro altero, quam illi quorum insaniam insani provocant, sed insaniendo spectare desiderant. Quomodo ergo sanitatem pacis tenere animus potest, qui discordiis et certaminibus pascitur? Qualis enim cibus sumitur, talis valetudo consequitur. Postremo quamvis insana gaudia non sint gaudia, tamen qualiacumque sint, et quantumlibet delectet jactantia divitiarum, et tumor honorum, vorago popinarum, et bella theatrorum, et immunditia fornicationum, et prurigo thermarum, ...
„Es gibt dann auch Menschen, die zwar nicht reich sein wollen und die nicht nach dem eitlen Glanz der Ehre trachten, die aber ihre Freude und ihre Befriedigung in Schwelgerei und Unzucht, in Theatern und leichtfertigen Schauspielen suchen, wie die großen Städte sie ihnen unentgeltlich darbieten. ... In ihrer Leidenschaft für Schauspiele werden sie aber wie Dämonen: durch ihr Geschrei hetzen sie Menschen dazu auf, aufeinander loszuschlagen und miteinander auf Leben und Tod zu kämpfen, Menschen, die einander nicht beleidigt haben und nur dem wahnsinnigen Volk zu gefallen wünschen: Sehen die Zuschauer, daß die Gladiatoren miteinander verträglich sind, dann wüten sie voll Haß gegen sie, verlangen mit Geschrei, man müsse auf sie wie auf Falschspieler mit Prügeln einhauen und zwingen sogar den Richter, den Rächer des Unrechts, zu solcher Ungerechtigkeit. Sehen die Zuschauer aber, daß die Gladiatoren schauerliche Feindschaft gegeneinander haben — ganz gleich, ob es nun leibhaftige Räuber sind oder Schauspieler oder Musiker oder Wagenlenker oder Tierkämpfer: lauter unglückselige Menschen, die man nicht etwa bloß zum Wettkampf gegen Menschen, sondern auch gegen Tiere zwingt —, so sind sie ihnen um so lieber und um so willkommener, von je größerem Haß sie dieselben entbrannt sehen; sie klatschen den wütenden Kämpfern noch Beifall und bringen sie durch diesen Beifall noch mehr in Wut und damit rasen dann die Zuschauer selbst alle zusammen gegeneinander mehr noch als jene, deren Raserei sie selber rasend hervorrufen und an der sie in ihrer Raserei eine Augenweide haben wollen. ... Schließlich sind freilich wahnsinnige Freuden eigentlich überhaupt keine Freuden: allein mag es damit auch sein wie immer und mag man sich noch so glücklich fühlen in der Prahlerei des Reichtums, in der Aufgeblasenheit von Ehrenstellen, in Völlerei und Schwelgerei, in den Kämpfen der Schauspiele, in dem Schmutz der Unzucht, in der Geilheit der Bäder ... ." (Übersetzung nach Bibl. d. Kirchenväter)
Literatur: A.G. Hamman, La vie quotidienne en Afrique du Nord au temps de Saint Augustin (Paris 1979; 19862) 146-169; Chr. Hugoniot, Les spectacles de l'Afrique romaine. Une culture officielle municipale sous l'Empire Romain, I-III (Lille 2003).
Augustinus, dei civitate dei I 32
Augustinus, de civitate dei I 33
Augustinus, de civitate dei II 4.
Augustinus, de civitate dei II 10
Augustinus, de civitate dei II 26.
Augustinus, de civitate dei III 14.
Augustinus, de civitate dei III 26.
Augustinus, de civitate dei IV 5.
Augustinus, de civitate dei V 12.
Augustinus, de civitate dei VII 26.
Augustinus, de civitate dei XXII 24,3.
Augustinus, confessiones VI 7 (BKV):
„Zusammen klagten wir in dieser Lage, die wir freundschaftlich zusammen lebten, und am meisten besprach ich mich hierüber mit Alypius und Nebridius. Von diesen stammte Alypius aus derselben Stadt wie ich, der Sohn einer der ersten Bürgerfamilien daselbst, nur jünger als ich. Er war mein Hörer gewesen, als ich in der Vaterstadt zu lehren begann, später in Karthago; mich liebte er gar sehr, weil er mich für gut und gelehrt hielt, ich ihn wegen seiner grossen Anlage zur Tugend, die trotz seines jugendlichen Alters in ihm hervorleuchtete. Doch der Strudel karthagischer Sitten, in dem jene nichtsnutzigen Schauspiele so gut gedeihen, hatte auch ihn in wahnsinnige Begeisterung für Zirkusspiele hineingerissen. Während ihn diese Leidenschaft jämmerlich packte, trug ich dort in einer öffentlichen Schule Rhetorik vor, war aber noch nicht sein Lehrer wegen eines Zwistes, der zwischen mir und seinem Vater ausgebrochen war. Ich hatte erfahren, dass er eine verderbliche Leidenschaft für den Zirkus gefasst hatte, und empfand schwere Besorgnisse, weil er offensichtlich auf diesem Wege seine großen Anlagen zerstören musste oder vielleicht schon zerstört hatte. Doch ihn zu warnen oder durch irgendeine Zurechtweisung von seinem Wege abzubringen, boten mir weder die Liebe des Freundes noch das Recht des Lehrers Gelegenheit. Ich glaubte, er teile seines Vaters Ansicht über mich; aber dem war nicht so. In dieser Beziehung achtete er nicht den Willen seines Vaters und fing an, mich zu grüßen, in meinen Hörsaal zu kommen, eine Zeitlang mir zuzuhören und dann wieder sich zu entfernen.
Indes dachte ich nicht mehr daran, mit ihm zu sprechen, er solle doch nicht durch blinde, verderbliche Leidenschaft für törichte Spiele sein schönes Talent zu Grunde richten, Du aber, Herr, der du der Lenker deiner Schöpfung bist, du hattest den nicht vergessen, der einst der Vorsteher deiner heiligen Geheimnisse unter deinen Kindern sein sollte, und damit seine Besserung offensichtlich dir zugeschrieben werde, so hast du sie - durch mich, allerdings ohne mein Wissen bewirkt. Denn als ich eines Tages mitten zwischen meinen Schülern an meinem gewöhnlichen Platze sass, kam er, grüsste mich, setzte sich und gab auf das acht, was gerade verhandelt wurde. Zufällig hatte ich ein Lesestück in Händen; bei dessen Erklärung glaubte ich, einen Vergleich mit den Zirkusspielen ganz passend anwenden zu können, damit meine Unterweisung angenehmer und deutlicher würde. Mit beissendem Spotte traf ich dabei die, die jener Wahnsinn in seine Fesseln geschlagen hatte. Du, o Gott, weißt es, dass ich damals nicht daran gedacht habe, den Alypius von dieser Pest zu heilen. Aber er bezog meine Worte auf sich und glaubte, ich hätte sie nur seinetwegen gesprochen. Das hätte einen anderen veranlasst, mir zu zürnen, jener ehrenhafte Jüngling aber nahm daraus Anlass, sich selber zu zürnen, umso inniger aber mich zu lieben. Du hattest schon früher gesagt und deinen Büchern eingefügt: "Strafe den Weisen, und er wird dich lieben". Allein ich hatte ihn nicht gestraft, sondern du, der du dich aller bedienst, mit ihrem Wissen und ohne ihr Wissen und in der dir bekannten Ordnung - und diese Ordnung ist gut -, du hast aus meinem Herzen und aus meiner Zunge glühende Kohlen gemacht, mit welchen du seinen hoffnungsvollen, aber schon angeeiterten Geist ausbrennen und heilen wolltest. Schweigen möge von deinem Lobe, wer deine Erbarmungen nicht erwägt, die dich aus meinem Innersten preisen. Denn jener schwang sich alsbald auf meine Worte aus der so tiefen Grube empor, in die er mit Freuden untergetaucht war und die ihn mit elender Lust umnachtet hatte; mit starkmütiger Entsagung schüttelte er alles von sich, und der Schmutz der Zirkusspiele fiel von ihm ab, und er ging nicht mehr dahin. Dann überwand er auch das Widerstreben seines Vaters, dass er meinen Unterricht besuchen dürfe: dieser gab nach und gab es zu. Wieder begann er, meine Vorlesungen zu besuchen und wurde mit mir in den Aberglauben der Manichäer verwickelt, da er ihre öffentlich zur Schau getragene Enthaltsamkeit, die er für wahr und echt hielt, liebte. Aber sie war sinnlos und verführerisch und zog kostbare Seelen, die die Tiefe der Tugend noch nicht zu ergründen verstanden und sich leicht von der Oberfläche einer unwahren und erheuchelten Tugend täuschen ließen, in ihre Netze."
Lit.: Augustinus-Lexikon 1, Aaron - Conuersio (Basel 1994) 972-973; A. Puk, Das römische Spielewesen der Spätantike, Millennium-Studien, 48 (Berlin - Boston 2014) 243-246.
Augustinus, confessiones VI 8 (BKV):
Da er die ihm von den Eltern angepriesene irdische Laufbahn nicht verlassen wollte, war er mir nach Rom vorausgeeilt, um Rechtswissenschaft zu studieren; hier aber ließ er sich unbegreiflicher Weise von einer unbegreiflichen Leidenschaft für die Fechterspiele hinreissen. Denn obwohl er derlei verschmähte und verabscheute, führten ihn doch einige Freunde und Kommilitonen, denen er bei der Rückkehr vom Mahle unterwegs begegnete, an einem der grausamen und unheilvollen Spieltage trotz seiner Weigerung und seines entschiedenen Widerstrebens mit freundschaftlicher Gewalt ins Amphitheater. Zwar sprach er dabei: "Wenn ihr meinen Leib dorthin schleppt, könnt ihr etwa auch meinen Geist und meine Augen auf jene Schauspiele hinbannen? Ich werde also zugegen und doch abwesend sein und so über euch und über die Spiele den Sieg davontragen".
Seine Freunde nahmen ihn trotzdem mit, vielleicht auch, um in Erfahrung zu bringen, ob er es durchsetzen könne. Als sie dorthin kamen und, wo es eben ging, Platz nahmen, erglühte schon alles in wilder Lust. Alypius verschloss die Fenster seiner Augen und verbot seinem Geiste, sich auf schändliche Vorgänge einzulassen. Hätte er doch auch die Ohren verstopft! Denn als einer im Kampfe fiel und deshalb ungeheurer Lärm des Volkes gewaltig an ihn heranbrauste, öffnete er, von Neugier überwältigt, immerhin aber entschlossen, was es auch sein möchte, auch wenn er es gesehen, zu verachten und überwinden, seine Augen - und wurde schwerer an der Seele verwundet als der, den zu sehen ihn gelüstet, am Körper, und elender fiel er hin als der, durch dessen Fall das Geschrei entstanden war. Durch seine Ohren drang es ein und seine Augen erschloss es, so dass er getroffen und niedergeworfen werden konnte; denn er war gar nicht starken Mutes, sondern mehr verwegen, und umso schwächer, da er nicht auf dich, wie er sollte, sondern auf sich vertraut hatte. Denn wie er das Blut sah, schlurfte er mit dem Blutgeruch auch unmässige Wildheit in sich hinein; statt sich abzuwenden, heftete er fest seinen Blick darauf, schlang die Wut in sich, ohne es zu wissen, und hatte seine Freude an dem verbrecherischen Kampfe und berauschte sich in blutgieriger Wollust.
Schon war er nicht mehr derselbe, der gekommen war, sondern einer aus der Menge, zu der er gekommen war, und ein richtiger Genosse derer, die ihn hergeführt hatten. Was soll ich noch sagen? Er schaute zu und schrie und tobte und trug von dort das wahnsinnige Verlangen mit sich, das ihn anstachelte, wiederzukommen, nicht mehr in der Gefolgschaft jener, sondern noch vor ihnen und andere mit sich schleppend. Doch aus dieser Gefahr hast du mit allmächtiger und allbarmherziger Hand ihn errettet und gelehrt, nicht auf sich, sondern auf dich sein Vertrauen zu setzen; doch das geschah erst lange nachher.
Lit.: Cl. Lepelley, Les cités de l'Afrique romaine au Bas-Empire, I. La permanence d'une civilisation municipale (Paris 1979) 376-388; II. Notices d'histoire municipale (Paris 1981) 44-47; C. Edwards, Unspeakable Professions: Public Performance and Prostitution in Ancient Rome, in: J.P. Hallett - M.B. Skinner (Hrsg.), Roman Sexualities (Princeton 1997) 83; E. Köhne, Die Gladiatorenkämpfe in der Spätantike, in: A. Demandt - J. Engemann (Hrsg.), Imperator Flavius Constantinus - Konstantin der Grosse, Ausstellungskatalog (Mainz 2007) 354.
Augustinus, confessiones VIII 6.
Augustinus, confessiones IX 7.
Augustinus, confessiones X 57.
Augustinus, enarrationes in psalmos 2.9 (Corpus Christianorum, ser. lat. 38,146-147).
Lit.: C. Hugoniot, Les spectacles de l'Afrique romain. Une culture officielle municipale sous l'empire romain (Paris 1996) 367-369; A. Puk, Das römische Spielewesen in der Spätantike, Millennium-Studien, 48 (Berlin - Boston 2014) 244 Anm. 90.
Augustinus, enarrationes in psalmos 80.2.
Augustinus, enarrationes in psalmos 80.11
Augustinus, enarrationes in psalmos 80.23.
Augustinus, enarrationes in psalmos 85.16.
Augustinus, enarrationes in psalmos 147,7-8.
Augustinus, enarrationes in psalmos 149,10.
Augustinus, epistula 138, ad Marcellinus 19 (engl. Übersetzung):
Apuleium adeptura non esse terrestrem beatitudinem. Apuleius enim, ut de illo potissimum loquamur, qui nobis Afris Afer est notior, non dico ad regnum, sed ne ad aliquam quidem iudiciariam reipublicae potestatem cum omnibus suis magicis artibus potuit pervenire, honesto patriae suae loco natus, et liberaliter educatus, magnaque praeditus eloquentia. An forte ista, ut philosophus, voluntate contempsit, qui sacerdos provinciae, pro magno fuit ut munera ederet, venatoresque vestiret, et pro statua sibi apud Oeenses locanda, ex qua civitate habebat uxorem, adversus contradictionem quorumdam civium litigaret? quod posteros ne lateret, eiusdem litis orationem scriptam memoriae commendavit. Quod ergo ad istam terrenam pertinet felicitatem, fuit magus ille quod potuit. Unde apparet eum nihil amplius fuisse, non quia noluit, sed quia non potuit. Quamquam et adversus quosdam, qui ei magicarum artium crimen intenderant, eloquentissime se defendit. Unde miror laudatores eius, qui eum nescio quae fecisse miracula illis artibus praedicant, contra eius defensionem testes esse conari. Sed viderint utrum verum ipsi perhibeant testimonium, et ille falsam defensionem. Illud si sapiunt, attendant, qui magicas artes non utique nisi pro felicitate terrena vel damnabili curiositate conquirunt, vel ab eis innocentes, periculosa tamen eas admiratione collaudant, et videant David nostrum sine ullis talibus artibus, ex pastore ovium pervenisse ad regiam dignitatem; cuius et peccata et merita fidelis Scriptura non tacuit, ut sciremus et quibus modis non offenderetur Deus, et quibus modis placaretur offensus.
Augustinus, de fide et operibus 18,33 (Corpus Christianorum, ser. lat. 41,79).
Lit.: G.J. Lombardo (Hrsg.), St. Augustine, On faith and works. Transl. and annotated, Ancient Christian writers, 48 (New York 1988); A. Puk, Das römische Spielewesen in der Spätantike, Millennium-Studien, 48 (Berlin - Boston 2014) 244 Anm. 92.