Selten belegte eigenständige Gladiatorenklasse mit einer Art Wiegemesser als charakterisierender Waffe. Reliefs aus Hierapolis in Phrygien zeigen sie mit zwei gepanzerten Beinschienen und einem eng anliegendem Helm, der demjenigen des Sekutors ähnelt. Das Wiegemesser war ein manschettenartiger Aufsatz des einen Arms, ein kurzes Schwert trug der scissor in der anderen Hand. Er konnte mit einem Kettenpanzer bewehrt sein (Tomis), andere zeigen ihre Wehrkleidung glatt. Seine Bewaffnung zählt zu den schwersten der Gladiatoren; die mit dem Wiegemesser beigebrachten Schnittwunden waren sicherlich besonders grausam.
Quellen
Inschrift einer familia gladiatoria aus Venusia mit Erwähnung eines scissor; CIL IX 466; ILS 5083a:
Oceanus Avil(i) t(iro)
sag(ittarius)
Dorus Pis() VI |(coronarum) IIII
vel(es)
Mycter Ofil(li?) II
(h)opl(omachus)
Phaeder Avil(i) t(iro)
thr(aeces)
Donatus Ner() XII |(coronarum) VIII
Hilario Arr() VII |(coronarum) V
Aquila Pis() XII |(coronarum) VI
Quartio Munil() I
C(aius) Perpernius t(iro)
mur(millones)
Amicus Munil() I
Q(uintus) Fabius V |(coronarum) III
Eleuther() Mun() I
C(aius) Memmius III |(coronarum) II
Anteros Munil() II
Atlans Don() IIII |(coronae) I
esse(darius)
Inclutus Arr() V |(coronarum) II
sam(nis)
Strabo Don() III |(coronarum) II
ret(iarius)
C(aius) Clodius II
scisso(r)
M(arcus) Caecilius t(iro)
gallu(s)
Q(uintus) Granius t(iro)
Literatur: M. Buonocore, Regiones Italiae II-V, Epigrafia anfiteatrale dell'Occidente Romano, III (Rom 1992) 68; M.G. Mosci Sassi, Il linguacio gladiatorio (Bologna 1992) 170 f.; M. Junkelmann, Das Spiel mit dem Tod. So kämpften Roms Gladiatoren (Mainz 2000) 111 f.
Darstellungen
Relief des Odysseus und des Kalydon, Hierapolis.
Relief; FO: Tomis; AO: Bukarest, Privatbesitz:
Das Relieffragment zeigt einen Kampf zwischen retiarius und scissor. Der scissor hat seine Unterarmmanschette mit dem wiegeförmigen Messer verloren: Es liegt vor ihm auf dem Boden. Dennoch hat er den Dreizack der Retiariers mit seiner linken Hand gepackt und holt zum Stoß mit dem Schwert aus.
Literatur: L. Robert, Les gladiateurs dans l'Orient grec (Paris 1940) 106 Taf. XIII 46; J.-Cl. Golvin - Chr. Landes, Amphithéâtres et gladiateurs (Paris 1990) 166 Abb.; M. Junkelmann, Das Spiel mit dem Tod. So kämpften Roms Gladiatoren (Mainz 2000) 110 Abb. 159.
Relief des Myron; AO: Paris, Louvre:
Das Grabrelief zeigt den Gladiator Myron mit dem Schlitzmesser in der linken und einem Kurzschwert in der rechten. Sein Körper ist mit einem Schuppenpanzer bedeckt. Der Helm entspricht dem des Sekutors.
Literatur: L. Robert, Les gladiateurs dans l'Orient grec (Paris 1940) 235 f. Nr. 299 Taf. XIV; M. Junkelmann, Das Spiel mit dem Tod. So kämpften Roms Gladiatoren (Mainz 2000) 110 Abb. 158.
Relieffragment; AO Bodrum.
Literatur: unveröffentlicht.
Öllämpchen; FO: Theater von Knidos; AO: London, Brit. Mus.:
Literatur: H.B. Walters, Catalogue of the Greek and Roman Lamps in the British Museum (London 1914) 212 Nr. 1399 Abb. 331.
Literatur
RE Suppl. III (Stuttgart 1918) 777 s. v. gladiatores (K. Schneider).
A. Neppi Modona, Frustula gladiatoria, in: M. Renard (Hrsg.), Hommages à Albert Grenier, III = Latomus 85 (Brüssel 1962) 1185 f.
M. Junkelmann, Das Spiel mit dem Tod. So kämpften Roms Gladiatoren (Mainz 2000) 111 f.
weblinks: