ISCA SILURUM, Caerleon (Britannia)
Maße
außen: 81,38 x 67,67 m
innen: 41,6 x 56,08 m ( = 140 x 190 röm. Fuß)
Beschreibung
Das Amphitheater wurde 1926-27 von Sir M. Wheeler ausgegraben und liegt ganz in der Nähe der SW-Ecke des Legionslagers von Caerleon. Es wird aus stratigraphischen Gründen bereits um das Jahr 80 n.Chr. datiert. Mit verschiedenen baulichen Veränderungen war es bis in das 3. Jh. in Gebrauch.
Die Zuschauerränge ruhten auf einem Erdwerk, das innen außen von Mauern eingefaßt war. Die Hauptzugangstore zur Arena liegen in der Nord-Süd-Achse, die beiden aufwängsten Zuwege für die Zuschauer in der Ost-West-Achse und 4 weitere in den Vierteln dazwischen. Sie gehören zur ersten Bauphase. Die Zugänge zur Arena konnten außen und in ihrer Mitte verriegelt werden und besaßen eine gewölbte Überdeckung. Die Zuschauereingänge in der Ost-West-Achse führten zunächst von außen über Stufen hinab und gingen dann in einer hakenförmigen Führung nach oben, wähernd man geradeaus weiter nach unten in eine kleine Kammer kommen konnte, von der aus eine Öffnung in die Arena führte. Für diese Kammern ist die Funktion als carcer für wilde Tiere oder menschliche Delinquenten am plausibelsten. Die äußere Umfassungsmauer weist innen und außen pilasterartige Vorsprünge auf, die der Stabilisierung des Mauerwerks dienten; ob die äußeren Vorsprünge auch dekorative Funktion im Sinnen einer Pilastergliederung haben sollten, ist zweifelhaft. Ein Teil der äußeren Vorsprünge wurde in einer späteren Bauphase verstärkt. Im Erdwerk der Zuschauerränge wurde Pfostenlöcher für hölzerne Zuschauerränge beobachtet: An den Ecken eines Quadratmeters standen 30 cm Dicke messende Pfostenlöcher, zwei eines Quadranten unmittelbar nebeneinander. Die äußere Pfostenreihe ruhte vermutlich auf der äußeren Umfassungsmauer. Zu den letzten Baumaßnahmen des Amphitheaters gehören Ziegel mit dem Stempel legio II Augusta Antoniniana, die auf die Zeit Caracallas (211-217 n.Chr.) zurückgehen und nach der damnatio memoriae von Kaiser Elagabal im Jahre 222 nicht mehr benutzt wurden. Gegen Ende des 3. Jhs. scheint das Lager Caerleon wie auch das Amphitheater von der legio II Augusta verlassen worden zu sein. Im 4. Jh. ist diese die Besatzung des Lagers in Richborough, wo ebenfalls ein Amphitheater entstand - scheinbar wiederum für Veranstaltungen durch die legio II Augusta.
Im Laufe der Nutzungszeit des Amphitheaters wurde vor dem Nordeingang ein Schrein der Göttin Nemesis angebaut.
Literatur
R.E.M. Wheeler - T.V. Wheeler, The Roman amphitheatre at Caerleon, Archaeologia 78, 1928, 111-218.
R.G. Collingwood – I. Richmond, The Archaeology of Roman Britain (London 1930; 19692) 117-119 Abb. 42 a.
R.J.A. Wilson, A Guide to the Roman Remains in Britain (London 1975) 175 Abb. 64.
J.Cl. Golvin, L'amphithéâtre romain. Essai sur la théorisation de sa forme et de ses fonctions, I-II (Paris 1988) 128 f. Nr. 108 Taf. XII 5.
P. Le Roux, L'amphithéâtre et le soldat sous l'Empire romain, in: C. Domergue - Chr. Landes - J.-P. Pailler (Hrsg.), Spectacula I, Gladiateurs et amphithéâtres, Actes du colloque tenu à Toulouse et à Lattes les 26, 27, 28 et 29 mai 1987 (Lattes 1990) 203-215.
T. Wilmott, The Roman Amphitheatre in Britain (Stroud 2008) 143-150. 167 f. Abb. 95.
weblinks:
http://www.timetrips.co.uk/roman%20towns%20amphitheatres.htm